Bühnenbild für den 1. Aufzug von Wagners "Parsifal"

26. Juli 1882 - Uraufführung von Richard Wagners "Parsifal" in Bayreuth

Stand: 26.07.2022, 06:00 Uhr

Den "Parsifal" umgibt eine fast heilige Aura: Richard Wagner selbst nannte sein letztes Werk nicht Oper, sondern "Bühnenweihfestspiel". 1882 kommt "Parsifal" im Bayreuther Festspielhaus zur Welt.

"Parzival" ist eigentlich der Titel eines mittelhochdeutschen Romans vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Darin erzählt der Dichter Wolfram von Eschenbach eine französische Geschichte über den rätselhaften wunderbaren "Gral" auf seine Weise.

Gut sechshundert Jahre später regt der Roman die Fantasie eines jungen Mannes an, der gerade am Anfang einer großen Karriere steht: Richard Wagner. Aus "Parzival" wird bei ihm allerdings "Parsifal", angeblich aus dem arabischen "fal parsi". Das ist zwar philologisch falsch, aber dramaturgisch für Wagner passend.

Uraufführung von Richard Wagners "Parsifal" (am 26.07.1882)

WDR Zeitzeichen 26.07.2022 14:58 Min. Verfügbar bis 26.07.2099 WDR 5


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Fast wäre der "Parsifal" übrigens Richard Wagners erste amerikanische Oper geworden. Während der Fertigstellung der ersten Orchesterskizzen und nach der finanziellen Pleite mit dem "Ring" plant Wagner seine Emigration in die USA - den "Parsifal" will er mitnehmen. Doch dazu kommt es nicht.

Spiel mit Motiven der christlichen Religion

Im "Parsifal" spielt Wagner mit Symbolen und Motiven der christlichen Religion, die rituelle Speisung der Gralsritter ist dem Abendmahl verdächtig ähnlich. Der "reine Tor" Parsifal wird "durch Mitleid wissend" und erlöst den siechen Gralshüter Amfortas und mit ihm gleich eine ganze kranke Gesellschaft.

Der Philosoph Friedrich Nietzsche sieht deshalb in Wagners Werk eine Kapitulation vor dem Christentum. Für ihn ist Richard Wagner damit zu Kreuze gekrochen.

Aufführung nur in Bayreuth

Doch Wagner zielt weiter, auf eine neue Kunst als Religionsersatz. Ihm und seinen Nachkommen war und ist dieses Werk so wichtig, dass sie verfügten, der "Parsifal" dürfe nur im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt werden. Opernhäuser und Sänger, die das Verdikt umgehen, werden mit ewiger Verbannung aus Bayreuth gestraft.

In der letzten Vorstellung der Festspielsaison 1882 übernimmt Wagner höchstpersönlich den Taktstock: für die letzte Verwandlungsmusik und die letzte Szene. Nie zuvor hat er in seinem Festspielhaus selbst dirigiert. "Zum letzten Mal, zum letzten Mal", singt dabei der Chor der Gralsritter. Rund ein halbes Jahr später stirbt Richard Wagner in Venedig.

Mit dem "Parsifal", so schreibt es anschließend Wagners Witwe Cosima in ihr monumentales Tagebuch, habe Richard Wagner seine "letzte Karte" gespielt.

Autor des Hörfunkbeitrags: Holger Noltze
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Juli 2022 an die Uraufführung von Richard Wagners "Parsifal" in Bayreuth. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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