Seine musikalische Karriere startet Michael Legrand schon früh: Mit drei Jahren bringt es sich das Klavierspielen bei, mit neun wird er mit Ausnahmegenehmigung am Pariser Konservatorium angenommen und mit zwölf gewinnt er einen ersten Preis in allgemeiner Musiklehre.
Dann ist er sechs Jahre lang Schüler der Musikpädagogin Nadia Boulanger - seiner musikalischen Mutter, wie er sagt. Legrand ist seinem Harmonielehrer ein Leben lang dankbar, dass er ihm diese Kennerin lyrischer, melodischer und harmonischer Komposition empfohlen hat.
Jazz nach dem Zweiten Weltkrieg
Erst mit 18 Jahren lernt Michel seinen Vater kennen, den Bandleader Raymond Legrand. "Mein Vater hat meine Mutter verlassen, als ich drei Jahre alt war." Raymond sei kein Vater, aber ein Freund gewesen. "Ein Mann, den ich später sehr mochte."
Michel Legrand, der am 24. Februar 1932 in Paris geboren wird, entdeckt nach dem Zweiten Weltkrieg den Jazz. 1959 spielt er ein Album ein mit Größen wie Herbie Mann, Phil Woods, Bill Evans und Miles Davis. Er arbeitet auch mit Sarah Vaughan und Ella Fitzgerald, Oscar Peterson und Nina Simone zusammen.
"Ohrwürmer" und Oscars
Legrand kann einfach alles: komponieren, arrangieren, dirigieren, virtuos Klavier spielen und auch noch singen. 1964 mischt er mit dem Filmmusical "Die Regenschirme von Cherbourg" die Musik- und Kinowelt auf. Es wird Legrands Ticket nach Hollywood.
Er ist Spezialist für "Ohrwürmer" und gewinnt drei Oscars: für den Filmsong zu "Thomas Crown ist nicht zu fassen" (1968) sowie für die Soundtracks zu den Filmen "Sommer '42" und "Yentl" (1983). Seine Melodien und Chansons werden oft variiert und passen sich weltweit allen Rhythmen und Genres an.
Gespannt auf Neues
Legrand arbeitet oft in den USA, lebt aber nur ein paar Jahre dort: Hollywood behagt ihm nicht. Auch privat läuft nicht alles rund: Legrand lernt zwar 1964 seine große Liebe Macha Méril bei einem Filmfestival in Brasilien kennen. Doch als er den Bossa Nova nach Frankreich bringt, bleibt sie zurück. Legrand heiratet später zwei Mal.
Erst 2014 kommen die Schauspielerin Méril und Legrand nach 50 Jahren wieder zusammen und heiraten. "Mein Leben beginnt erst jetzt, schöner denn je", sagt der Musiker. Auch beruflich bleibt Legrand experimentierfreudig: 2017 spielt er mit der Philharmonie des französischen Rundfunks sein erstes Konzert für Klavier und Orchester. "Nichts gefällt mir besser, als Anfänger zu sein."
Michel Legrand stirbt am 26. Januar 2019 im Alter von 86 Jahren in Neuilly-sur-Seine.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Sabine Mann
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Februar 2022 an Michel Legrand. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 25.02.2022: Vor 25 Jahren: Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport
