Kurt Goldstein, Journalist und Ehrenpräsident des Internationalen Auschwitz- Komitees

24. September 2007 - Der Journalist Kurt Goldstein stirbt in Berlin

Kurt Goldstein macht in der DDR Karriere als Hörfunk-Intendant. Zuvor wird er von den Nationalsozialisten verfolgt, weil er Jude und Kommunist ist. Den Holocaust überlebt er nur knapp.

Als im Zweiten Weltkrieg die Rote Armee die angreifende Wehrmacht im Osten immer weiter zurückdrängt, räumt die SS das Konzentrationslager Auschwitz. Im Januar 1945 werden die Gefangenen auf einen Todesmarsch nach Westen in das KZ Buchenwald getrieben. Darunter ist auch Kurt Goldstein. Er hat bis dahin Zwangsarbeit in einem Nebenlager geleistet.

"Wir traten diesen Marsch in Kolonne an, bewacht durch die SS in unseren dünnen, gestreiften Häftlingsanzügen", erinnert sich Goldstein später. Wer in der Eiseskälte nicht weiterkonnte, sei erschossen worden. Der 30-Jährige wird kurz vor Kriegsende in Buchenwald von US-amerikanischen Truppen befreit.

Kurt Goldstein, Intendant "Stimme der DDR" (Todestag, 24.9.2007)

WDR Zeitzeichen 24.09.2022 14:54 Min. Verfügbar bis 24.09.2099 WDR 5


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Alle sollen gut leben

Geboren wird Kurt Julius Goldstein am 3. November 1914 in Scharnhorst, das heute ein Stadtteil von Dortmund ist. Der Sohn eines jüdischen Kaufhausbesitzers wird schon früh auf soziale Unterschiede aufmerksam. Sein Kindermädchen stammt aus einer Bergarbeiterfamilie. "Ich wollte, dass die genau so gut leben, wie die wohlhabenden Goldsteins", sagt er später in einem Interview. Diese Erfahrung prägt seine politische Grundhaltung.

Mit knapp 14 Jahren tritt er in die "Sozialistische Arbeiterjugend" (SAJ) ein. Er verlässt die sozialdemokratische Organisation jedoch, als die SPD entgegen dem eigenen Wahlversprechen den Bau des "Panzerkreuzers A" ermöglicht. Er wechselt deshalb zum "Kommunistischen Jugendverband Deutschlands" (KJVD) und wird 1930 Mitglied der KPD.

Sein Ziel heißt Sozialismus

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten flüchtet Goldstein über Luxemburg und Frankreich nach Palästina. Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg beginnt, schließt er sich der Internationalen Brigade an und kämpft gegen die Franco-Faschisten. Nach der Niederlage der Spanischen Republik flieht Goldstein nach Frankreich. Dort wird er interniert und 1942 vom Vichy-Regime an die deutschen Besatzer ausgeliefert. Vom Sammellager Drancy bei Paris wird er nach Auschwitz deportiert.

Nach Kriegsende will Goldstein ein sozialistisches Deutschland aufbauen. Er wird Jugendsekretär der KPD in Thüringen. 1946 geht er zurück nach Dortmund und ist für die "Freie Deutsche Jugend" (FDJ) aktiv. 1951 siedelt er nach Ost-Berlin über, arbeitet zunächst als SED-Mitglied für das Zentralkomitee der Partei und wechselt dann zum DDR-Rundfunk. Er wird Intendant des "Deutschlandsenders", der später "Stimme der DDR" heißt. 1961 berichtet er vom Eichmann-Prozess in Israel.

Engagiert bis zuletzt

Obwohl er sich auch in der DDR mit den Mächtigen rieb, bleibt er seiner Partei bis zuletzt treu. Auch nach dem Untergang des SED-Regimes hält er die DDR immer noch für den besseren deutschen Staat.

Kurt Goldstein engagiert sich zeitlebens gegen Faschismus und Antisemitismus. Er ist Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees und Sekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer. Nach der Wende wird er Ehrenbürger Spaniens und 2005 erhält er das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Kurt Goldstein stirbt am 24. September 2007 mit 92 Jahren in Berlin.

Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Klug
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. September 2022 an Kurt Goldstein. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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