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ARD Infonacht
22.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
Der Augenarzt und Scharlatan John Taylor

Im März 1750: John Taylor operiert Bachs Augen - mit fatalen Folgen

An John Taylor scheiden sich die Geister: fachkundiger Okulist oder geldgierieger Scharlatan? Zumindest Johann Sebastian Bach ist nach Taylors Augen-OP schlimmer dran als zuvor.

In diesem Zeitzeichen erzählt Christian Kosfeld:

  • vom Augenleiden Bachs, das rasend schnell zur Erblindung führt,
  • wie genau die schmerzhafte Tortur des "Starstichs" funktioniert,
  • wer sonst noch zu den namhaften Patienten des John Taylor zählt,
  • vom einsamen Ende des Augenarztes: blind, in einem Kloster.

Im März 1750 erreicht eine Kutsche die reiche Handelsstadt Leipzig. Sie ist über und über bemalt mit Augen. Der Mann in der Kutsche ist John Taylor, selbst ernannter "Oculist", "Augen-Operateur" und "Chevalier". Vor allem aber ist er Werbeprofi, zelebriert die großen und pompösen Auftritte.

Taylor hat eine - sehr schmerzhafte und risikoreiche - Operationsmethode zur Behandlung des Grauen Stars entwickelt. Einer seiner Patienten ist der Komponist Johann Sebastian Bach. Dieser übersteht die OP und auch die anschließende Nachbehandlung mit Aderlässen und Augentropfen aus Taubenblut. Doch das Licht, das die erste Operation in Bachs Leben zurückbringt, schwindet nach wenigen Tagen.

Taylor operiert ein zweites Mal - mit fatalen Folgen. Fast ein halbes Jahr kämpft Bach mit Infektionen und starkem Fieber. Dann jedoch scheint sich alles zum Guten zu wenden, er kann tatsächlich wieder sehen. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer: Zehn Tage später ist Bach tot.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:

  • Prof. Dr. Michael Maul, Intendant des Leipziger Bachfests, Mitarbeiter im Bach-Archiv Leipzig, Prof. an der Martin-Luther-Universität Halle
  • Christoph Wolff: Johann Sebastian Bach. Frankfurt am Main, 2000
  • Michael Maul: Bach - Eine Bildbiographie. Leipzig, 2021
  • Richard H. C. Zegers: The Eyes of Johann Sebastian Bach

Weiterführende Links:

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Die Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse