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6. Dezember 1922 - Proklamation des Freistaates Irland

Jahrhundertelang wehren sich die Iren gegen die englische Vorherrschaft. Der Osteraufstand wird noch blutig niedergeschlagen, doch der Unabhängigkeitskrieg endet mit der Gründung des irischen Freistaats.

Über viele Jahrhunderte gehört Irland zum Britischen Empire. 1541 wird der englische König Heinrich VIII. sogar zum König der "grünen Insel" gekrönt, sehr zum Missfallen der katholischen Iren. Sie fordern immer wieder die Eigenständigkeit Irlands innerhalb des britischen Reiches, die sogenannte Home Rule.

Ausrufung des Freistaates Irland (am 6.12.1922)

WDR Zeitzeichen 06.12.2022 14:59 Min. Verfügbar bis 06.12.2099 WDR 5


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Und dann sucht auch noch eine große Hungersnot die Iren heim. Ausgelöst von einem Kartoffel-Pilz namens "Phytophthora infestans", eingeschleppt aus Nordamerika. Hilflos müssen die irischen Bauern 1845 zuschauen, wie vor ihren Augen die gesamte Ernte verdirbt. Als sich der Pilz in den folgenden drei Jahren weiter ausbreitet und zu noch mehr Missernten führt, stehen die irischen Kleinbauern vor dem Ruin. England aber presst seine Kolonie weiter aus: Essen wäre genügend da, ist aber für den Export bestimmt.

Die Folgen der Hungersnot sind gravierend: mehr als eine Million Iren verhungern, weitere ein bis zwei Millionen wandern in den folgenden Jahren aus, vor allem nach Kanada, Australien und in die USA.

Aufstand in der Osterwoche

Unter den Dagebliebenen formiert sich neuer Widerstand. 1912 erkennt England zwar die wiederholt ins Parlament eingebrachte Home Rule an. Dagegen wehren sich nun wiederum die irischen Protestanten. In der Osterwoche 1916 besetzen irische Nationalisten strategisch wichtige Punkte in Dublin und rufen die Irische Republik aus. Der Aufstand ist nach wenigen Tagen niedergeschlagen, spült aber eine radikale separatistische Partei nach oben: Sinn Fein. Ihr militärischer Arm ist die IRA, die gegen die als Besatzer empfundenen britischen Truppen kämpft.

Bei den Wahlen der irischen Vertreter für das britische Unterhaus erringt Sinn Fein einen überwältigenden Sieg. Doch statt die gewonnenen Sitze in London einzunehmen, konstituieren die siegreichen Kandidaten Anfang 1919 ein eigenes Parlament. Sie setzen eine provisorische Regierung für Irland ein und wählen Eamon de Valera zum Präsidenten einer Republik, die faktisch noch gar nicht existiert.

Verhandlung mit London

Eamon de Valera schickt unter anderem Arthur Griffith und Michael Collins nach London, um mit dem kriegsmüden England zu verhandeln. Das Ergebnis ist der Anglo-Irische Vertrag. Er sieht vor, dass Irland lediglich ein Freistaat wird, der dem König in London weiter Treue schwört. Die sechs protestantischen Grafschaften im Norden dürfen unter dem Namen Nordirland beim Vereinigten Königreich verbleiben.

Das Parlament und das irische Volk sind für den Vertrag, doch die Rebellen spaltet es in zwei Fraktionen. Michael Collins, Untergrundkämpfer, Politiker und irische Nationalheld, gerät zwischen die Fronten: Er stirbt während der Kämpfe in einem Hinterhalt. Am 6. Dezember 1922 tritt die von ihm mit ausgehandelte Verfassung des Freistaates Irland in Kraft - ohne Nordirland. Mit der Ratifizierung des Vertrags wird zwar der Bürgerkrieg beendet, aber auch der Grundstein für neue Konflikte gelegt.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Edda Dammmüller
Redaktion: David Rother

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