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Bundespräsident Heinrich Lübke

6. April 1972 - Todestag von Heinrich Lübke

Stand: 01.04.2022, 08:48 Uhr

Der Sauerländer Heinrich Lübke gilt 1959 als Notkandidat, als er Bundespräsident wird. In seiner Amtszeit muss er sich gegen Vorwürfe wegen seiner Rolle in der Nazi-Zeit wehren.

Heinrich Lübke stammt aus Enkhausen, einem Dörfchen im Hochsauerland. Der Vater ist Schuhmacher und kleiner Landwirt. Nach dem Abitur in Brilon fängt Heinrich Lübke ein Studium an, das er wegen des Ersten Weltkriegs abbricht. Er nimmt als Freiwilliger am Krieg teil.

Nach dem Krieg studiert Lübke Volkswirtschaft, Boden- und Verwaltungsrecht in Berlin und Münster. Er wird in der Weimarer Republik Funktionär der "Deutschen Bauernschaft". Anfang der 1930er-Jahre geht er als Vertreter der katholischen Zentrumspartei in den Preußischen Landtag.

Heinrich Lübke, ehem. Bundespräsident (Todestag 06.04.1972)

WDR Zeitzeichen 06.04.2022 14:43 Min. Verfügbar bis 06.04.2099 WDR 5


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Haft zu Beginn der Nazi-Zeit

Wilhelmine und Heinrich Lübke (l) neben einem Priester.

Wilhelmine und Heinrich Lübke (l) neben einem Priester.

Lübke wird bald nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten aus allen Ämtern entlassen. Ein Ermittlungsverfahren wegen angeblicher Korruption wird eingeleitet. Er kommt für 20 Monate in Untersuchungshaft.

Nach der Haftentlassung ist Lübke zunächst arbeitslos und er lebt vom Einkommen seiner Frau als Studienrätin. Heinrich Lübke arbeitet dann in einem Vermessungs-Büro, dem sogenannten Büro Schrempp. Es ist eine Tätigkeit, die ihn während seiner zweiten Amtszeit als Bundespräsident wieder einholt.

Notkandidat für die Staatsspitze

Katholisch und konservativ: Nach 1945 setzt Lübke seine politische Laufbahn fort und tritt der CDU bei. Er wird Landesminister in Nordrhein-Westfalen, Bundestagsabgeordneter und ab Herbst 1953 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Bundespräsident Heinrich Lübke und die britische Königin gehen an Soldaten vorbei

Bundespräsident Heinrich Lübke und die britische Königin

Im Frühjahr 1959 wird Heinrich Lübke zum Staatsoberhaupt gewählt. Er gilt als Notkandidat, der nur zum Zug kommt, weil Kanzler Konrad Adenauer darauf verzichtet, in das vor allem repräsentative Amt des Bundespräsidenten zu wechseln. Er engagiert sich für die Entwicklungshilfe, im Umweltschutz und für die deutsche Wiedervereinigung. Lübke wird 1964 wiedergewählt.

Vorwürfe wegen Tätigkeit in der NS-Zeit

In den letzten Jahren seiner Amtszeit lassen Lübkes Kräfte nach - was zu oft unbeholfenen Reden führt. Hinzu kommen gezielte Angriffe aus der DDR, die ihn wegen seiner Tätigkeit in dem erwähnten Ingenieurbüro Schlempp als "KZ-Baumeister" angreift. Lübke zu den Vorwürfen: "Es gehörte nicht zu meinen Aufgaben, Zeichnungen für Baracken zu unterschreiben. Und ich erinnere mich auch nicht, je solche Unterschriften geleistet zu haben."

Der Historiker Peter Becker von der Universität Paderborn: "Es war eine Kampagne, wie wir heute wissen, die aus der DDR, insbesondere vom Ministerium für Staatssicherheit ausging." Aber auch Teile der westdeutschen Presse berichten ausführlich über Vorwürfe gegen Lübke wegen seiner Rolle in der NS-Zeit. Wenige Monate vor Ablauf seiner zweiten Amtszeit gibt Heinrich Lübke 1969 sein Amt auf. Er stirbt 1972 an Magenkrebs.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina Meißner
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. April 2022 an Heinrich Lübke. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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