Blick auf den dampfenden 'Beauty Pool', eine heiße Quelle im 'Upper Geyser Basin' im Yellowstone National Park.

11. Juni 1871 - Start der "Hayden-Expedition"

Stand: 11.06.2021, 10:20 Uhr

Reißende Flüsse, blubbernde Schlammlöcher, heiße Quellen, riesige Mammutbäume und fast 60 Prozent aller Geysire auf dem Erdenrund: Das ist der Yellowstone-Nationalpark im Nordwesten der USA. Heute kommen jedes Jahr rund drei Millionen Touristen. Zu verdanken ist dies vor allem Ferdinand Vandeveer Hayden.

Denn lange Zeit weiß keiner von dem Gebiet. Im 19. Jahrhundert ignorieren die Siedler, Abenteurer und Schatzsucher bei ihren Besiedlungszügen in den Wilden Westen das von den Hidatsa-Indianern besiedelte und nur schwer zugängliche Terrain mitten in den Rocky Mountains. Zwar berichten Trapper vereinzelt von den heißen Quellen. Aber richtig glauben will Ihnen niemand.

Die Hayden-Expedition startet (am 11.06.1871)

WDR Zeitzeichen 11.06.2021 14:50 Min. Verfügbar bis 12.06.2099 WDR 5


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Spektakuläre Bilder

Das ändert sich erst, als Hayden den Plan ergreift, die Region zu erforschen. 40.000 US-Dollar Ausrüstungsgelder kann der Mediziner und Geologe dem Kongress in Washington abringen. Am 11. Juni 1871 bricht er mit 34 anderen Abenteurern, sieben Wagen und zwei Maultieren auf zum Fluss Yellowstone. Zum Team gehören auch zwei Maler und ein Fotograf, die spektakulären Bilder liefern werden.

Die Forschungsreisenden stoßen auf eine grandiose Vulkanlandschaft mit mysteriös gluckernden Thermalquellen und donnernden Wasserquellen, aber auch auf schier unendliche Waldgebiete voller Grizzlybären, Bisonherden und Wolfsrudel. Es ist ein atemberaubender Anblick.

Seine Erlebnisse während der Forschungsreise notiert Hayden wortgewaltig und anschaulich auf den rund 500 Seiten seines Tagebuchs. Ende August 1871 ist die Expedition in Montana beendet.

Natur als Freizeitpark

1872 stellt US-Präsident Ulysses Grant das von Hayden beschriebene, rund 9.000 Quadratkilometer große Gebiet unter besonderen Schutz. Es ist vor allem auch eine Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung des Landes und die damit verbundene Ausbeutung der Natur. Letztendlich geht es darum, Ressourcen auch für zukünftige Generationen zu sichern. Aber es geht auch darum, einen gewaltigen, naturgegebenen Erholungs- und Vergnügungspark zu schaffen.

Mit seiner Expedition ist Hayden übrigens nicht allein. Unterwegs trifft er auf das Team des ehemaligen Armeekapitäns John Barlow, welches das gleiche Erkundungsziel verfolgt. Barlows Mannschaft kehrt zwei Monate, bevor in Chicago das große Feuer ausbricht, in die Stadt zurück. Nahezu sämtliche Aufzeichnungen der Forscher und alle Fotografien werden ein Opfer der Flammen.

Autoren des Hörfunkbeitrags: Almut Finck
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. Juni 2021 an die Hayden-Expedition. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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