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22.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
George Blake, britischer Spion, der als Doppelagent für die Sowjetunion arbeitete

11. November 1922 - Der Doppelagent George Blake wird geboren

Doppelagent im Kalten Krieg: Eigentlich spioniert George Blake für Großbritannien, doch dann wechselt er die Seiten und verrät Dutzende britische Agenten an die Sowjetunion. Warum tut er das?

Zu Beginn es Koreakrieges schickt der britische Auslandsgeheimdienst "MI6" seinen Agenten George Blake in die südkoreanische Hauptstadt Seoul. Das kommunistische Nordkorea hat 1950 das westlich orientierte Südkorea angegriffen. Der Konflikt eskaliert zum Stellvertreterkrieg. Die USA schicken Truppen.

"Wie diese amerikanischen Bomber, die 'fliegenden Festungen', ganze Dörfer in Schutt und Asche legten - Frauen, Kinder, Alte unerbittlich bombardierten: Das hat mich zutiefst beschämt", sagt Blake später. "Ich hatte den Eindruck, auf der falschen Seite zu stehen." Als der Brite den nordkoreanischen Truppen in die Hände fällt, gibt man ihm in der Kriegsgefangenschaft eine Ausgabe des "Kapitals" von Karl Marx zu lesen. Blake fühlt sich sofort angesprochen.

"Der Kommunismus erschien mir auf einmal als DER Weg, wie man Gottes Reich schon hier, im Diesseits verwirklichen könnte." George Blake, Doppelagent

Wandel zum Doppelagenten

In einer Autobiografie behauptet Blake, er habe sich aus eigenem Antrieb bei seinen Bewachern gemeldet - mit dem Wunsch, für die sowjetische Seite zu arbeiten. Diese Darstellung ist für Helmut Müller-Enbergs jedoch nicht plausibel. Er ist beim Berliner Verfassungsschutz für Spionageabwehr zuständig. Blake habe sich in Todesangst befunden: "Hier hat nun der sowjetische Nachrichtendienst gezeigt, was für ein großartiger Marionettenspieler er ist."

Viel wahrscheinlicher sei es, dass ein einfühlsamer Führungsoffizier den Gefangenen tatsächlich von der kommunistischen Mission überzeugt habe. Blake sei ein Angebot gemacht worden, das ihm einen Sinn für sein Leben gegeben habe. 1953 wird Blake freigelassen und kehrt gemeinsam mit sechs anderen britischen Gefangenen zurück nach London.

Doppelspion George Blake (Geburtstag, 11.11.1922)

WDR Zeitzeichen 11.11.2022 14:52 Min. Verfügbar bis 11.11.2099 WDR 5


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Topquelle der Sowjetunion

Bereits wenige Monate später trifft er seinen sowjetischen Führungsoffizier auf dem Oberdeck eines Londoner Busses. Dort verrät Blake ihm Details über einen geplanten Spionagetunnel von West-Berlin in den Ostteil der Stadt. Ziel ist es, den Telefonverkehr des dort stationierten sowjetischen Militärs anzuzapfen. Die Sowjets lassen die Aktion der britischen und US-amerikanischen Geheimdienste über ein Jahr lang laufen, um ihre Quelle zu schützen. Denn nur eine Handvoll Leute sind in England über das Projekt informiert.

Dann nutzen die Sowjets heftige Regenfälle, um eine angeblich defekte Telefonleitung auszugraben - und stoßen so wie durch Zufall auf die Abhöranlage und machen das über die Medien publik. Blake wird für sie mehr und mehr zur Topquelle. Nach und nach verrät er die Namen mehrerer Dutzend britischer Spione, die sich in den Osten einschleusen konnten.

Flucht nach Moskau

Doch dann wird Blake von einem Überläufer enttarnt und 1961 in Großbritannien zu 42 Jahren Haft verurteilt. Er sitzt allerdings nicht lange im Gefängnis: 1966 gelingen ihm der Ausbruch und die Flucht in die Sowjetunion. Blake, der am 11. November 1922 in Rotterdam als Sohn niederländisch-ägyptischer Juden geboren wurde und in von den Nazis besetzen Niederlanden im Widerstand aktiv gewesen war, ist mit sich im Reinen: "Um zu verraten, muss man zuerst dazugehören. Ich habe in England nie dazugehört."

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird George Blake von Russland weiter finanziert. Als er am 26. Dezember 2020 mit 98 Jahren in Moskau stirbt, kondoliert seiner Familie auch Kremlchef Wladimir Putin - ein anderer prominenter Ex-KGB-Agent.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Kerstin Hilt
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. November 2022 an George Blake. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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