Die Witwe von Erbprinz Gustaf Adolf von Schweden, Sibylla Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha, mit ihrem Sohn Prinz Carl Gustaf am 12.9.1949 bei einer Hundeschau im Kennel Club in Stockholm.

18. Januar 1908 – Prinzessin Sibylla von Sachsen-Coburg und Gotha wird geboren

Die deutsche Prinzessin Sibylla von Sachsen-Coburg und Gotha ist die Mutter des amtierenden schwedischen Königs Carl Gustaf XVI.. Sie selbst wurde nie Königin, ihr Ehemann verunglückte tödlich, noch bevor er den Thron besteigen konnte.

"Als mein Mann starb, wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen", beschreibt Sibylla von Sachsen-Coburg und Gotha einmal ihre Gefühle nach dem plötzlichen Unfalltod ihres Mannes. Auch ihre fünf Kinder können die junge Witwe kaum trösten. "Ich wollte meine Einsamkeit herausschreien."

Große Gefühlsausbrüche ziemen sich jedoch nicht für eine Frau ihres Adelsranges. Also bleibt sie still. Vorbereitet hatte sie sich auf ein anderes Leben, als Königin, mit Empfängen, festlichen Abendessen, Wohltätigkeitsveranstaltungen. Nun besteht ihre einzige Aufgabe darin, ihren Sohn Carl Gustaf auf den Thron vorzubereiten.

Sibylla von Sachsen-Coburg und Gotha (geboren am 18.01.1908)

WDR Zeitzeichen 18.01.2023 13:43 Min. Verfügbar bis 18.01.2099 WDR 5


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Urenkelin von Queen Victoria

Geboren wird Sibylla Calma Maria Alice Bathildis Feodora von Sachsen-Coburg und Gotha am 18. Januar 1908 als zweite Tochter des Herzogs Carl Eduard, der als "Hitlers Herzog" in die Geschichte eingehen wird. Sie ist eine Urenkelin der englischen Königin Victoria und dank einer geschickten Heiratspolitik im Hause Sachsen-Coburg und Gotha mit vielen europäischen Adelshäusern verwandt.

Großen politischen Einfluss hatte das Herzogtum nie, aber mit der Novemberrevolution in Deutschland 1918 wird es zur Geschichte. Die Familie darf weiterhin im Schloss wohnen, aber nun gänzlich ohne politische Macht. Das treibt den Herzog bald schon in die Nähe von Adolf Hitler. Coburg wird in den 1920er-Jahren zu einer Hochburg der Nationalsozialisten.

Top-Partie für den Hochadel

Die junge Sibylla möchte Innenarchitektin werden und studiert kurz an der Kunstgewerbeschule in Weimar. Dann schickt die Familie sie auf die Hauswirtschaftsschule nach Österreich zur Vorbereitung auf das adlige Eheleben.

Blaublütig, hübsch, gut ausgebildet und galant ist Sibylla eine begehrte Partie im europäischen Hochadel. Auf der Hochzeit ihrer englischen Cousine soll sie dem Enkel des schwedischen Königs vorgestellt werden. Erbprinz Gustaf Adolf hat jedoch, weder Lust schnell zur heiraten, noch verkuppelt zu werden.

Liebe auf den ersten Blick

Doch als der 25-jährige Schwede auf Sibylla trifft, ist es um ihn geschehen. Auch die deutsche Prinzessin findet Gefallen an dem stattlichen Schweden. Die beiden verlieben sich. Im Juni 1932 wird Verlobung gefeiert, im Oktober die königliche Hochzeit auf der Veste Coburg.

Der schwedische König bleibt dem Fest aus politischen Gründen fern. Brautvater Herzog Carl Eduard hatte kurz zuvor öffentlich zur Wahl von Adolf Hitler aufgerufen. "Es gab die Besorgnis, dass einige die Hochzeit für ihre Propaganda benutzen könnten", erklärt der Sibylla-Biograf Roger Lundgren. "Hitler mochte die Vorstellung, dass sich diese beiden Königshäuser miteinander verheirateten."

Sibylla-Parfum und Brühwurst

Sibylla Prinzessin von Sachsen-Coburg und Gotha mit ihren drei Töchtern im Park 1944

Prinzessinen im Park.

Die Schweden empfangen die deutsche Prinzessin dennoch wohlwollend: Sibylla zu Ehren wird ein Parfüm kreiert – und eine Brühwurst. Ihre vorerst einzige Aufgabe ist es, einen männlichen Thronfolger zu gebären. Nicht so einfach: Sie schenkt vier Töchtern das Leben. Ohne Sohn ist Schwedens streng männliche Thronfolge nicht gesichert. Die Unruhe nimmt zu – kann Sibylla keine Jungen bekommen? Selbst die Regierung zeigt sich ihr gegenüber irritiert.

Immerhin: Das Volk liebt die süßen Prinzessinnen und die eigentlich schüchternen Eheleute Sibylla und Gustav Adolf werden zur schwedischen Vorzeigefamilie. Das fünfte Kind, geboren am 30. April 1946, ist endlich ein Junge.

Früher Tod mit 64 Jahren

Das Familienglück ist nur von kurzer Dauer. Im Januar 1947 stürzt der 40-jährige Gustaf Adolf mit dem Flugzeug ab. In ihrer Trauer zieht sich Sibylla weitestgehend aus dem öffentlichen Leben zurück und spricht selbst mit den eigenen Kindern nicht über den Tod ihres Mannes.

Man gewöhnt sich an alles, auch an die Einsamkeit, die Trauer, das Vermissen. Ich habe mich durch beides gekämpft: die gesellschaftliche und die persönliche Einsamkeit. Sibylla von Sachsen-Coburg und Gothar

Prinzessin Sibylla erlebt nicht mehr, wie ihr Sohn zu König Carl Gustaf XVI. gekrönt wird. Auch nicht seine Traumhochzeit mit der deutschen Silvia Sommerlath und nicht, dass ihre Enkelin als erste Frau zur Thronfolgerin wird. Sie stirbt 1972 mit nur 64 Jahren an Krebs.

Autor des Hörfunkbeitrags: Frank Zirpins

Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Januar 2023 an Sibylla von Sachsen-Coburg und Gotha. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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