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Lager auf einer treibenden Eisscholle

24. Mai 1868 - Start der ersten deutschen Nordpolarexpedition

Die "Grönland" ist eine Legende, die die Geschichte der deutschen Polarforschung begründet - und das, obwohl das Segelschiff den Nordpol nie erreicht. Am 24. Mai 1868 sticht die Expedition in See. Zurück kehrt sie mit einem Rekord und jeder Menge Daten. 

In den Polarregionen der Erde gibt es noch heute Orte, die noch nie ein Mensch betreten hat. Vor 155 Jahren ist die gesamte nördliche Polarregion der Arktis noch buchstäblich ein weißer Fleck auf der Landkarte. Sie zu erforschen, betrachtet der Gothaer Geograph August Petermann als "wichtigste Aufgabe, die es auf unserer Erde noch zu lösen gibt".

Wie andere Gelehrte seiner Zeit vertritt auch Petermann die These vom eisfreien Nordpolarmeer, durch das man - nach Querung eines Treib- und Packeisgürtels - problemlos den Nordpol erreichen könne. Er irrt gewaltig.

Erste deutsche Nordpolarexpedition (am 24.05.1868)

WDR Zeitzeichen 24.05.2023 15:12 Min. Verfügbar bis 24.05.2099 WDR 5


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Koldewey übernimmt das Kommando

Als Leiter der ersten deutschen Arktisexpedition kann Petermann den Mathematiker, Physiker und Astronom Carl Koldewey gewinnen. Er soll mit dem Schiff entlang der Ostküste Grönlands so weit wie möglich nach Norden vordringen.

Koldewey kauft einen Frachtsegler und tauft ihn auf den Namen "Grönland". Er lässt das Vorschiff gegen Eis verstärken sowie den Mast und die Takelage ersetzen. Anschließend sucht sich Koldewey eine elfköpfige Crew erfahrener Seeleute zusammen. Als sie am 24. Mai 1868 den Hafen von Bergen verlassen, ist der Kapitän noch voller Optimismus: "Einen Misserfolg befürchte ich nicht im Mindesten", so Koldewey.

Ziel verfehlt, aber Rekord aufgestellt

Doch schon bald erhält Koldeweys Selbstbewusstsein einen gewaltigen Dämpfer. Die "Grönland" sitzt im Packeis fest und treibt hilflos gen Süden. Erst nach zwei Wochen gelingt es, das Segelschiff aus der Umklammerung des Eises zu befreien. Auch Koldeweys weitere Versuche, die weiße Wand zu passieren, scheitern.

Bald schon gibt es ein neues Problem: Der arktische Winter steht bevor und die Seeleute sind für eine Überwinterung nicht gerüstet. So kehrt die "Grönland" Ende September nach Bergen in Norwegen zurück. Der Nordpol wurde nicht annähernd erreicht, weswegen Koldewey nüchtern feststellt: "Eine unglückliche, gänzlich misslungene Expedition." Dabei hat der Seemann durchaus Grund, stolz zu sein: Die erreichte Breite von 81 Grad 4’30 ist bis heute der nördlichste Punkt, zu dem je ein Schiff ohne Motor vorgedrungen ist.

Wissenschaftlichen Ergebnisse bis heute gültig

Auch Petermann und die Finanziers der Expedition sind trotz des verfehlten Ziels zufrieden. Denn die Mannschaft kehrt mit umfangreichen meteorologischen, ozeanografischen und geologischen Daten zurück. Viele der wissenschaftlichen Ergebnisse sind bis heute gültig. Auch die deutsche Forschungsstation auf Spitzbergen trägt lange den Namen von Carl Koldewey, bis zur Zusammenlegung mit der französischen Polarstation zur AWIPEV-Basis im Jahr 2003.

Außerdem sind die gesammelten Erfahrungen von unschätzbarem Wert für die zweite deutsche Arktisexpedition, die 1869 beginnt.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Marfa Heimbach
Redaktion: David Rother

(Der im Zeitzeichen zitierte Experte Prof. Dr. Gunther Krause ist im Jahr 2020 verstorben.)​

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