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22.03 - 06.00 Uhr ARD Infonacht
Erasmus von Rotterdam

1469: Vermutetes Geburtsjahr des niederländischen Humanisten Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam ist einer der größten Gelehrten seiner Zeit. Mit seinem "Lob der Torheit" eckt der Humanist bei vielen Zeitgenossen an, besonders bei Martin Luther.

Es sind die letzten Jahre vor der Reformation. Noch spricht in ganz Europa niemand von Martin Luther. Alle sprechen von Erasmus von Rotterdam. In England, in Frankreich, in Italien, vor allem auch in Spanien ist er das Idol der studierenden Jugend. Keiner weiß wie er, das neue Medium Buchdruck zu nutzen.

Damit Europa zurückfinde "ad fontes", zu seinen besten Quellen, erarbeitet er die großen Werke der Antike, die christlichen und die heidnischen, fast alle neu und lässt sie drucken. So auch das Neue Testament in jener griechischen Urfassung, auf die sich Luther stützen wird. Trotzdem bleibt Erasmus gegenüber Luther, mit dem er eine Korrespondenz unterhält - und der ihn als glitschigen Aal, stinkende Wanze und Hornisse beschimpft -, auf Distanz: Dessen aggressives Vorgehen in Fragen der Religion ist ihm zuwider.

Erasmus wird als unehelicher Sohn eines Priesters in Rotterdam geboren. Seine Eltern sterben an der Pest. Danach wird der 16-Jährige unter die Vormundschaft gebildeter Geistlicher gestellt. Später wird er selbst Priester, verbringt eine Zeit im Kloster und studiert anschließend Theologie.

In seinen Schriften gibt Erasmus von Rotterdam seinen Zeitgenossen Ratschläge für richtiges Benehmen. 1509 schreibt er angeblich in nur einer Woche seine Satire "Lob der Torheit", die anschließend das ganze gebildete Europa begeistert. Hierin stellt Erasmus die ironische These auf, dass nur die Dummheit die Menschen glücklich machen kann - um dabei die Vernunft zu preisen. 

Erasmus von Rotterdam, der auch "Fürst der Humanisten" genannt wird, gilt als der gescheiteste Mensch seiner Zeit. Im Juli 1536 stirbt er in Basel. Er hinterlässt rund 150 Bücher.

In diesem Zeitzeichen erzählt Hans Conrad Zander:

  • wie sich Erasmus von Rotterdam Herrscher und Päpste geschickt zum Freund macht,
  • warum Erasmus sogar christliche Fürsten verspotten kann,
  • von seiner Meinung zum Krieg - und wieso diese aktueller denn je ist.

Das sind unsere wichtigsten Quellen:

  • Anton J. Gail: Erasmus von Rotterdam (1974)
  • Erasmus von Rotterdam: Das Lob der Torheit - deutsche Übersetzung lateinischer Lektüre. Reclam
  • Erasmus von Rotterdam: Die Klage des Friedens. Hrsg. und übers. von Brigitte Hannemann. Nachwort von Stefan Zweig. 2017

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Hans Conrad Zander
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Annett Bastian