20. Mai 1932 - Der Industrie-Designer Dieter Rams wird geboren
Stand: 12.05.2022, 17:31 Uhr
"Weniger, aber besser", ist der Leitspruch von Dieter Rams. Als Chef-Designer von Braun hat er Nachkriegs-Deutschland vom Schnörkel befreit und das iPhone von Apple inspiriert. Dabei geht es ihm um mehr als nur gutes Aussehen.
"Wir wollten einfach vernünftiger leben, nicht in dem verkrusteten alten Kram", erinnert sich der am 20. Mai 1932 geborene Dieter Rams an seine ersten Berufsjahre. Zu Beginn der 1950er Jahren stehen in den deutschen Wohnzimmern noch schwere Holzschränke, der sogenannte "Gelsenkirchener Barock", die Musik kommt aus klobigen Truhen.
Die Trendwende hat zwei Buchstaben und eine Zahl: SK 4. So lautet der Code für einen Plattenspieler, den Dieter Rams 1956 zusammen Hans Gugelot für den Elektrohersteller Braun entwickelt. Der viereckige Kasten aus Metallblech sieht so fremd aus, dass die Techniker bei Braun überzeugt sind: "Das kauft doch niemand." Doch sie täuschen sich.
Klar und funktionales Design
Mit dem "Schneewittchensarg", wie der Plattenspieler wegen seines Plexiglasdeckels genannt wird, beginnt die Erfolgsgeschichte von Dieter Rams. Er steigt zum Chef-Designer bei Braun auf und entwirft in den folgenden vier Jahrzehnten Rasierer, Küchenmaschinen, Lockenstäbe, Uhren – und vieles mehr.
Dabei geht es ihm um nichts weniger als die technisch beste Lösung, ästhetisch ansprechend, intuitiv nutzbar und langlebig. So hatte es Dieter Rams schon als kleiner Junger in der Schreiner-Werkstatt seines Großvaters gesehen. Da dieser Maschinen ablehnt, muss er seine Möbel sparsam und einfach gestalten. "Das hat mich schon sehr früh fasziniert", sagt Rams später.
Durchbruch auf der Bauhaus-Ausstellung
Mit 21 macht Dieter Rams seinen Abschluss in Architektur und Raumausstattung an der Werkkunstschule Wiesbaden und will eigentlich in die Architektur gehen. Durch Zufall landet er bei Braun. Dort ist man überzeugt, dass moderne Technik auch ein modernes Aussehen braucht.
Dafür arbeitet Braun mit der Hochschule für Gestaltung in Ulm zusammen. Rams ist fasziniert von der sogenannten Ulmer Schule, die davon ausgeht, dass man den Menschen durch bessere Architektur und bessere Gestaltung zum besseren Menschen erziehen kann.
Der "Schnewittchensarg" macht Rams bekannt
Also unterschreibt er einen Arbeitsvertrag bei Braun, wo er bis zu seiner Pensionierung 1997 bleiben wird. Den Durchbruch bringt die Bauhaus-Ausstellung 1957 in Berlin. In den dort gezeigten Wohnungen steht auch der "Schneewittchensarg". Nun werden die Radio-Händler aufmerksam und nehmen den modernen Plattenspieler ins Sortiment auf.
Design soll keine Kaufanreize liefern
Heute sind Dieter Rams Entwürfe Sammlerstücke, ausgestellt in den Museen der Welt. Seine klare, zeitlose Gestaltung ohne Schnörckel und Schnickschnack hat Designer in der ganzen Welt inspiriert. Viele Apple-Produkte sind an seine Entwürfe angelehnt und seine "Zehn Regeln für gutes Design" werden bis heute gelehrt.
Und der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Designer plädiert schon früh für einen bewussten Umgang mit der Umwelt. "Was wir nicht brauchen, ist noch eine neue Kaffeemaschine, die dasselbe macht", sagt Rams. Man dürfe nicht mit dem "schönen Schein eines Designs für überflüssige Kaufanreize" sorgen.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Anke Rebbert
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. Mai 2022 an Dieter Rams. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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