Barbara McClintock, Genetikerin und Botanikerin

16. Juni 1902 - Die Botanikerin und Genetikerin Barbara McClintock wird geboren

Stand: 06.06.2022, 10:45 Uhr

Als Barbara McClintock in den 1950er-Jahren ihre Forschung präsentiert, wird sie belächelt und beschimpft. Erst Jahrzehnte später erhält die Botanikerin und Genetikerin den Nobelpreis: für die von ihr entdeckten "springenden Gene".

Die DNA enthält die gesamte Erbinformation. Das steht fest, seit der Vater der Vererbungslehre, Gregor Mendel, Mitte des 19. Jahrhunderts das erste Kapitel der Geschichte der Genetik geschrieben hat. Die klassische Genetik nimmt allerdings an, dass das Erbgut etwas Unverrückbares sei. Doch damit lassen sich nicht alle Phänomene erklären.

Das weckt den Ehrgeiz der US-amerikanischen Botanikerin und Genetikerin Barbara McClintock: "Wenn etwas nicht ins Bild passen will, so gibt es dafür einen Grund, und den gilt es herauszufinden." Sie fasziniert die Andersartigkeit beim sogenannten Indianermais: Auf den bunt gesprenkelten Kolben reihen sich neben goldgelben auch rote, bräunliche, blaue und blasse Körner. Einzelne Körner sind sogar in sich gemustert. Wie kann das sein?

Barbara McClintock, US-Genetikerin (Geburtstag, 16.06.1902)

WDR Zeitzeichen 16.06.2022 14:52 Min. Verfügbar bis 16.06.2099 WDR 5


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Wandernde Genstücke

Die am 16. Juni 1902 in Conneticut geborene Tochter eines Arztes und einer Pianistin ist schon als Kind neugierig. Barbara studiert Botanik und spezialisiert sich auf Zytogenetik. Durch ihr Lichtmikroskop beobachtet sie die zehn Chromosomen im Mais.

In den 1940er-Jahren macht McClintock eine fundamentale Entdeckung: Von einzelnen Chromosomen können Stücke abbrechen und sich an andere Chromosomen andocken. Das Erbgut ist also kein starres Konstrukt. Vielmehr können Genstücke ihren Platz wechseln. Mutationen kommen nicht nur durch Vererbung oder Umwelteinflüsse wie Strahlung zustande, sondern auch durch "springende Gene".

Auslöser für Krankheiten

Später stellt sich heraus: Das menschliche Genom gleicht keiner friedlichen Oase, sondern einem Schlachtfeld. Schätzungen zufolge besteht das menschliche Erbgut etwa zur Hälfte aus mobilen DNA-Abschnitten, die sich nur selbst vermehren wollen.

Die Genome versuchen, die sogenannten DNA-Transposons unter Kontrolle zu halten. Denn "springende Gene" sind zum Beispiel für Erbkrankheiten verantwortlich. Sie können auch Gene zerstören, die eine unkontrollierte Zellteilung hemmen. Dann beginnt die Zelle, einen Tumor zu bilden.

Push für die Evolution

Sechs Jahre lang puzzelt McClintock an ihrem Modell zur Transposition, das die Funktion und Wirkung dieser beweglichen Elemente im Erbgut erklären soll. Die Fachwelt lehnt ihre Erkenntnisse zunächst ab und isoliert sie beruflich.

Erst 1983 wird Barbara McClintock mit dem Nobelpreis für Medizin und Physiologie geehrt. Heute weiß die Wissenschaft: "Springende Gene" pushen seit jeher die Evolution. Mittlerweile werden sie in der Pflanzen- und Tierzucht sowie bei der Therapie von Krankheiten genutzt.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Steffi Tenhaven
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 16. Juni 2022 an Barbara McClintock. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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