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Abd el-Kader

23. Dezember 1847 - Frankreich erklärt Algerien zur Kolonie

Die Besetzung Algeriens durch Frankreich ruft im 19. Jahrhundert Widerstand hervor, an dessen Spitze sich der Geistliche Abd el-Kader setzt. Schließlich unterwirft Frankreich das Land brutal.

Im 19. Jahrhundert macht Frankreich dem Osmanischen Reich die Vorherrschaft in Algerien streitig. 1830 sind die osmanischen Herrscher aus Algier vertrieben. Eine funktionierende staatliche Struktur aber gibt es nicht. Es entsteht ein Vakuum der Macht in einem Land, mit dem Frankreich schon lange Handel treibt.

Ein junger Geistlicher als Anführer

Als Schlüsselfigur in dieser historischen Situation beschreibt der Historiker Jakob Vogel die Figur von Abd el-Kader (Bild siehe oben). Ein junger Geistlicher aus dem Westen Algeriens, der die dortigen Berber vereint und zu ihrem Emir gewählt wird. Er stützt sich auf muslimische, jüdische und christliche Kräfte.

Abd el-Kader, so Jakob Vogel, gelinge es zu diesem Zeitpunkt, "anfänglich durchaus mit Unterstützung der Franzosen, so etwas wie eine stabilere Herrschaft weiter im Landesinneren aufzubauen, ein eigenes Reich zu begründen mit einer Hauptstadt in Mascara". 1837 schließen die Besatzer mit Abd el-Kader den Vertrag von Tafna, der die französische Herrschaft über Algerien sichern soll, Abd el-Kader aber die Kontrolle über zwei Drittel des Territoriums lässt.

Algerien wird französische Kolonie (am 23.12.1847)

WDR Zeitzeichen 23.12.2022 15:06 Min. Verfügbar bis 23.12.2099 WDR 5


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Die Araber "unterwerfen"

Doch ab 1840 flammt der Guerilla-Krieg wieder auf. 1841 wird Marschall Bugeaud zum Generalgouverneur von Algerien gemacht. Sein erster Tagesbefehl an alle Franzosen im Land: "Die Nation hat sich für dieses Unternehmen ausgesprochen. Ich folge. Ich übernehme diese große und schöne Aufgabe. Ich widme ihr von Stund an alle meine Kräfte. Die Araber müssen unterworfen werden. Die französische Flagge soll allein über dieser afrikanischen Erde wehen. Aber der unvermeidliche Krieg ist nicht das Endziel. Die Eroberung wäre unfruchtbar ohne die Kolonisierung. Ich werde also ein glühender Kolonisator sein, denn ich sehe weniger Ruhm in Schlachten, Siegen, als darin, hier etwas dauerhaft nützliches für Frankreich zu schaffen."

Der Krieg wird mit unvorstellbarer Härte geführt. Der Historiker Jakob Vogel: "Die Aufstandsbekämpfung und der Kampf gegen Abd el-Kader nimmt Formen an, die mit den quasi Regeln des Krieges in Europa nichts zu tun haben. Es geht darum, eine Politik der verbrannten Erde zu betreiben." Die Gewalt bricht den Widerstand der Araber. Abd el-Kaders eigene Armee ist nie groß genug, um es mit den französischen Soldaten aufnehmen zu können. Und nicht alle Stämme sind bereit, sich seiner Herrschaft zu unterstellen.

Am 23. Dezember 1847 kapituliert Abd el-Kader, indem er dem französischen Generalgouverneur von Algerien sein Kriegspferd übergibt. Der Historiker Jakob Vogel: "Es ist ein wichtiger Punkt für die Veränderungen der französischen Herrschaft, die dann 1848 noch einmal dazu führt, dass im Norden Algeriens in den Küstenregionen auch drei offizielle Departements gegründet werden: Oran, Algier und Constantine. Diese drei Departements gelten dann als direktes Staatsgebiet Frankreichs, und das ist für die Kolonialgeschichte Algeriens ganz wichtig, denn darauf gründet sich dann die Vorstellung, dass Algerien in dem Sinne keine normale Kolonie ist, sondern Teil Frankreichs."

Zur Ruhe kommt Algerien nicht. Ab den 1920er-Jahren entsteht eine politische nationale Unabhängigkeitsbewegung. Ein Konflikt, der jahrzehntelang andauert, und Politik und Gesellschaft in Algerien und in Frankreich prägen wird. Schließlich mündet er erneut in einen blutigen Krieg, bevor Algerien 1962 unabhängig wird.

Autor des Hörfunkbeitrags: Frank Zirpins
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Dezember 2022 an die französische Kolonie Algerien . Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 24.12.2022: Vor 80 Jahren: Papst Pius XII. äußert sich in seiner Weihnachtsansprache zum Nationalsozialismus