Alexander Kluge

14. Februar 1932 - Film- und Buchautor Alexander Kluge wird geboren

Stand: 04.02.2022, 17:27 Uhr

Wie kaum ein anderer prägt Alexander Kluge die deutsche Kulturszene: Er ist Filmemacher, Fernsehpionier und Autor, ein streitbarer Querdenker und ein hellwacher Beobachter. Am 14. Februar 2022 wird Kluge 90 Jahre alt.

Alexander Kluge, Autor und Regisseur (Geburtstag, 14.02.1932)

WDR Zeitzeichen 14.02.2022 14:50 Min. Verfügbar bis 15.02.2099 WDR 5


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Alexander Kluge gilt als "Multimedia-Genie". Erst glänzt der gelernte Rechtsanwalt als Schriftsteller, später gibt er dem Neuen Deutschen Film als Regisseur zentrale Impulse. Er tritt als Filmdozent ebenso in Erscheinung wie als TV-Unternehmer und Philosoph. Dennoch hat Kluge sein Berufsbild für sich klar definiert: "Das Schreiben ist mein Lebensthema. Ich bin ein Autor - egal, was ich mache. Und das andere sind nur verschiedene Bewaffnungsformen", so der Tausendsassa.

Hinter seiner fast schon beängstigenden Vielfalt steckt vor allem ein Geheimnis: Kluge ist stets das neugierige Halberstädter Landarztkind geblieben, als das er am 14. Februar 1932 auf die Welt kommt. Und das trotz - oder vielleicht auch gerade wegen - zahlreicher Schicksalsschläge, die er schon in jungen Jahren erleidet.

Von Krieg und Scheidung geprägt

Als 13-Jähriger erlebt er die Zerstörung seiner Heimatstadt hautnah mit. Ein Ereignis, das ihn ebenso prägt, wie die Scheidung seiner Eltern. Das zeigt sich in vielen seiner Werke, in denen Kluge immer wieder persönliche und historisch belegte Erfahrungen mit Fiktion mischt. Dabei nimmt er sich die Freiheit, assoziativ durch die Epochen zu springen.

Als 1962 im "Oberhausener Manifest" der Anspruch verkündet wird, den "Neuen Deutschen Film" zu schaffen, gehört Kluge zu den treibenden Kräften. Mit seinen experimentellen Spielfilmen wird er zu einem der wichtigsten und international angesehendsten Regisseure der Bundesrepublik.

Sein bekanntester Beitrag aus dieser Zeit ist "Abschied von Gestern", für den er 1966 den Silbernen Löwen in Venedig erhält. Aber auch mit "Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos" (1968) oder "Die Macht der Gefühle" (1983) schafft er viel diskutierte Filme, deren Titel bis heute gerne persifliert werden.

Kluges Coup mit dem Privatfernsehen

Ende der 80er Jahre gelingt ihm ein großer Coup: Als "Drittsendeanbieter" schiebt sich Kluge in die Privatprogramme. Mit seiner Produktionsfirma dctp initiiert er neue Formate wie "Spiegel TV" oder "News und Stories".

Durch die Verbindung von Dokumentation, Fiktion, Literatur und Autobiografie bietet Kluge alternative "geistige Trampelpfade" an, wie er es nennt. Vorwürfe, mit seinen hochwertigen Kultursendungen verschrecke er die Zuschauer, kontert der Unternehmer mit den Worten: "Besser ein Quotenkiller als eine Quotennutte."

2017 stirbt seine Schwester Alexandra, Kraft findet Kluge einmal mehr im Schreiben. Zwar muss der zweifache Familienvater während seiner Karriere immer wieder neue Wege finden - in seiner Arbeitsweise, seinen Formen und Methoden bleibt er sich aber bis ins hohe Alter treu. Oder, wie es Christoph Mauny ausdrückt, der mit Kluge regelmäßig Ausstellungsprojekte plant: "Im Kern ist immer ein Kluge drin geblieben, wo Kluge draufsteht."

Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vormweg
Redaktion: Gesa Rünker​

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