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Theo van Gogh, 2001

ZeitZeichen

23.07.1957 - Geburtstag von Theo van Gogh

Stand: 19.06.2017, 16:53 Uhr

"Wir dachten: Was ist schlimm daran, Korantexte auf eine Frauenhaut zu schreiben? Wir dachten, in einer freien, offenen Gesellschaft, muss das erlaubt sein. Ein furchtbares Missverständnis!" Auch mehr als ein Jahrzehnt später kämpft Theodor Holman mit der Fassung, wenn er sich an den Film erinnert, der seinem Freund Theo van Gogh das Leben kostete.

Von Martin Herzog

Theo van Gogh: Filmemacher, Berufs-Provokateur, geboren am 23. Juli 1957 in Amsterdam. In seiner Heimat, dem selbsternannten Weltzentrum von Toleranz und Offenheit, galt er als schwarzes Schaf, als Hofnarr, als stets aufmüpfiger Sohn seiner Stadt.

"Submission", "Unterwerfung" heißt der koran-kritische Dokumentarfilm, der im Jahr 2004 erst Debatten in der niederländischen Gesellschaft auslöst über die Grenzen von Kultur und Toleranz - und dann einen Islamisten dazu treibt, den Regisseur des Films mitten am Tag auf offener Straße zu ermorden. Dass ausgerechnet hier ein solches Verbrechen stattfinden konnte, hätte kein Holländer je für möglich gehalten. Danach ist die niederländische Gesellschaft eine andere.

Der Provokateur

Theo van Gogh war ein Enfant terrible, am 23. Juli 2017 wäre er 60 Jahre alt geworden. Der niederländische Filme- und Meinungsmacher liebte es auszuteilen. Gegen Muslime, Christen, Juden. 2004 kostete ihn diese Haltung bei einem Mordanschlag das Leben.

Theo van Gogh

Theo van Gogh, ein Urenkel von Theo van Gogh, dem Bruder Vincent van Goghs, wurde zeitlebens mit widersprüchlichen Charakterisierungen belegt: "geistesgestört, (…) ein gequälter Mensch", meint Abdelkader Benali, niederländischer Schriftsteller. "Er war ein schwergewichtiges Großmaul, dessen Familienname Erwartungen weckte und Frustrationen hervorrief." Theodor Holman, Zeitungskolumnist und Freund van Goghs aus Amsterdam sagt über ihn: "Theo war ein Sohn der Stadt, aber ein aufmüpfiger Sohn. Er war das schwarze Schaf, der Hofnarr der Stadt." Und: "Eine ganz warme, kreative, autistische Persönlichkeit. Das war er."

Theo van Gogh, ein Urenkel von Theo van Gogh, dem Bruder Vincent van Goghs, wurde zeitlebens mit widersprüchlichen Charakterisierungen belegt: "geistesgestört, (…) ein gequälter Mensch", meint Abdelkader Benali, niederländischer Schriftsteller. "Er war ein schwergewichtiges Großmaul, dessen Familienname Erwartungen weckte und Frustrationen hervorrief." Theodor Holman, Zeitungskolumnist und Freund van Goghs aus Amsterdam sagt über ihn: "Theo war ein Sohn der Stadt, aber ein aufmüpfiger Sohn. Er war das schwarze Schaf, der Hofnarr der Stadt." Und: "Eine ganz warme, kreative, autistische Persönlichkeit. Das war er."

Mit dieser Haltung eckte er an - selbst in der vermeintlich offenen niederländischen Gesellschaft. Van Gogh schätzte sich als Lieferant kalkulierter Geschmacklosigkeiten, im Feuilleton, in TV-Diskussionen. Und doch war es ihm ernst. Im Fernsehen sagte er einmal: "Wenn man sich mal die Konflikte der vergangenen Jahre anschaut, das Verbot von Theaterstücken, die Aggression gegen Frauen, (…) dann hat das mit der islamischen Kultur zu tun. (...) Wir werden immer mehr zu einer Gesellschaft, wo eine immer aggressivere islamische Minderheit unsere Freiheit bedroht."

Redaktion: Michael Rüger

Theo van Gogh, Filmemacher (Geburtstag 23.07.1957)

WDR Zeitzeichen 23.07.2017 15:00 Min. Verfügbar bis 21.07.2097 WDR 5


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