Engelmar Unzeitig

24. September 2016 - Pater Engelmar Unzeitig wird seliggesprochen

Stand: 08.09.2021, 15:36 Uhr

"Liebe verdoppelt die Kräfte", schreibt Pater Engelmar Unzeitig aus dem KZ Dachau. Diese Liebe hilft ihm, seinen Mithäftlingen im tiefsten Elend beizustehen, bis er selbst stirbt.

Seligsprechung des Paters Engelmar Unzeitig (am 24.09.2016)

WDR Zeitzeichen 24.09.2021 14:41 Min. Verfügbar bis 25.09.2099 WDR 5


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Mit fiebrig glänzenden Augen und eingefallenen Wangen steht der junge Pater da. "Eng zog er seine dünne Häftlingsjacke zusammen, weil der Fieberfrost ihn schüttelte." So erinnert sich ein Mithäftling an die letzte Begegnung mit Engelmar Unzeitig im KZ Dachau.

Es ist ein kalter Tag im Februar 1945, und Engelmar ist gekommen, weil er heiliges Öl braucht: Er will den Typhus-Kranken das Sterbesakrament spenden. Wenige Tage später stirbt er selbst am Fleckfieber. Der "Engel von Dachau", der am 24. September 2016 seliggesprochen wird, ist gerade mal 34 Jahre alt.

Vom Hof in den Orden

Eigentlich soll Hubert Unzeitig, der am 1. März 1911 in Nordmähren geboren wird, den elterlichen Hof übernehmen. Aber er will seinen eigenen tiefen Glauben in die Welt tragen. Er schließt sich den Mariannhiller Missionaren an - und aus Hubert wird Engelmar.

Vom Messdiener denunziert

Der Zweite Weltkrieg macht seinen Träumen ein Ende. Statt nach China oder Afrika wird er nach Oberösterreich und in den Böhmerwald geschickt. Dort hadert der junge Priester, der anfangs noch mit den Nazis sympathisiert, immer mehr mit dem Regime. Leise, aber deutlich übt er Kritik - auch an der Judenverfolgung.

Das kommt irgendwann auch der Gestapo zu Ohren - vermutlich hat ihn ein Junge denunziert, der dem Pater zu frech war und deswegen nicht mehr Messdiener sein durfte. Im April 1941 wird Engelmar wegen "Kanzelmissbrauch", "tückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden" verhaftet.

Schikanen im "Priesterblock"

"Kam am 3. Juni in Dachau an. Bin gesund.", schreibt er an seine Schwester. Offen darüber berichten, was er vorfindet, kann er nicht: einen "Priesterblock" mit fast 3.000 Geistlichen, für die sich SS und Lagerpersonal besondere Schikanen ausdenken. Kaum Essen, miserable hygienische Verhältnisse, Hitze, Kälte und ständige Angst.

Ein Versuch der Sühne

Pater Engelmar bleibt voller Gottvertrauen - und hilft, wo er kann. Er teilt seine mageren Rationen mit den Mithäftlingen, schmuggelt ihre Briefe nach draußen und arbeitet an einem kleinen Katechismus, mit dem er ihnen den Glauben nahe bringen will. Eine Reaktion auf die Verbrechen der Nazis: "Ach könnte ich nur durch grenzenlose Liebe und Sühne die entsetzliche Schuld der Menschen gut machen."

Asche aus dem KZ geschmuggelt

Im Winter 1944 bricht eine Typhus-Epidemie im Lager aus. Engelmar meldet sich freiwillig als Pfleger in den Baracken, wo die Menschen elendig in ihrem eigenen Kot verrecken. Da wird er schon als "Engel von Dachau" verehrt. Als er am 2. März 1945 stirbt, sorgen Mithäftlinge dafür, dass sie seine Asche bekommen, und schmuggeln sie aus dem Lager.

Heute liegt sie im Hauptaltar des Doms zu Würzburg, dort, wo die Seligsprechung von Engelmar Unzeitig am 24. September 2016 offiziell verkündet wird. "Die Liebe verdoppelt die Kräfte", schreibt er in einem seiner letzten Briefe. "Sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh."

Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina Meißner
Redaktion: Ronald Feisel

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24.September 2021 an den "Engel von Dachau" Engelmar Unzeitig. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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