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Frederick Leboyer, 1979

ZeitZeichen

01.11.1918 - Geburtstag von Frédérick Leboyer

Stand: 05.09.2018, 14:28 Uhr

Frédérick Leboyer gilt als Vater der so genannten sanften Geburt. Der in Paris geborene Gynäkologe und Geburtshelfer kritisierte konventionelle Entbindungen in klinisch-kühlen Kreißsälen. Leboyer war überzeugt, dass ein grober und unsensibler Umgang unter der Geburt einen Menschen nachhaltig schädigen könne.

Von Steffi Tenhaven

So plädierte er dafür, Neugeborene nicht in grellem Neonlicht auf die Welt zu zerren und kopfüberhängend mit einem Klaps auf den Po zu empfangen, sondern behutsam auf ein Leben außerhalb des Mutterleibs vorzubereiten.

Er empfahl gedämpftes Licht und eine leise Umgebung bei der Entbindung. Nach der Geburt gehöre ein Baby auf den Bauch seiner Mutter und die Nabelschnur erst nach dem Auspulsieren getrennt. Später solle das Neugeborene warm gebadet und sanft massiert werden.

Mit seinem Mitte der 70er Jahre erschienenen Buch "Geburt ohne Gewalt" löste der französische Frauenarzt eine Revolution in der Geburtshilfe aus.

Redaktion: Michael Rüger

Frédéric Leboyer, Gynäkologe (Geburtstag 01.11.1918)

WDR Zeitzeichen 01.11.2018 14:56 Min. Verfügbar bis 29.10.2098 WDR 5


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Frédérick Leboyer: Vater der Geburt ohne Gewalt

Der französische Frauenarzt Frédérick Leboyer, vor 100 Jahren zur Welt gekommen, hat die gängige Vorstellung von Geburt seiner Zeit revolutioniert. Seine Kritik an der technisierten Geburtshilfe ist heute aktueller denn je.

Neugeborenes

Was er fordert: das Neugeborene nicht in grelles Neonlicht zu zerren, es nicht mit lauten Stimmen zu verschrecken. Die Nabelschnur soll auspulsieren, bevor sie getrennt wird. Und das Baby wird nicht als erstes gebadet, sondern auf den warmen weichen Bauch der Mutter gelegt. Es soll ankommen dürfen. "Das wurde relativ schnell umgesetzt", weiß Hebamme Sarah Brummelte aus Dortmund, die sich mit den Gedanken von Leboyer beschäftigt hat.

Was er fordert: das Neugeborene nicht in grelles Neonlicht zu zerren, es nicht mit lauten Stimmen zu verschrecken. Die Nabelschnur soll auspulsieren, bevor sie getrennt wird. Und das Baby wird nicht als erstes gebadet, sondern auf den warmen weichen Bauch der Mutter gelegt. Es soll ankommen dürfen. "Das wurde relativ schnell umgesetzt", weiß Hebamme Sarah Brummelte aus Dortmund, die sich mit den Gedanken von Leboyer beschäftigt hat.

Eine "sanfte Geburt", für die Leboyer steht, gibt es aber nicht, hat der französische Frauenarzt selbst betont. Die Geburt sei ein Sturm, ein Orkan. Nach eigenen Angaben hat sich Leboyer einer Psychoanalyse unterzogen, bei der er sich mit den Ängsten und Schrecken seiner eigenen Geburt konfrontiert sah. Das habe ihm die Augen geöffnet für die Empfindungen und Bedürfnisse von Neugeborenen.

Auch in Kliniken, wo die überwiegende Mehrheit der Geburten erfolgt, wird Eltern ein Wohlfühl-Umfeld angeboten. Mit der Philosophie von Frédérick Leboyer hat die Realität in deutschen Kreißsälen oft allerdings nicht viel gemein. Personalmangel, Stress, Hebammen müssen mehrere Geburten gleichzeitig betreuen. So kann es zu Übergriffigkeiten kommen. Eingriffe werden nicht kommuniziert, der Umgangston ist nicht immer der richtige – Betroffene beschreiben das als "Gewalt unter der Geburt".

Immer mehr Frauen sprechen heute darüber, möchten ähnlich der #MeToo-Debatte Grenzverletzungen nicht mehr totschweigen, sondern benennen und diskutieren. Die Weltgesundheitsorganisation hat Gewalt in der Geburtshilfe als internationales Problem erkannt und 2014 zu einem Schwerpunktthema gemacht.