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Buchcover: "Atlas, Elena und das Ende der Welt" von Anna Woltz

Lesefrüchte

"Atlas, Elena und das Ende der Welt" von Anna Woltz

Stand: 20.12.2024, 12:01 Uhr

Zwei Jugendliche, die Welten trennen, sollen plötzlich den Sommer miteinander verbringen. Ein empathischer Jugendroman aus den Niederlanden.

Elena hat es so richtig vermasselt: In einem Video auf ihrem Kanal "Lenis Troubleshooting" hat sie dazu aufgefordert, dass man sich seinen Ängsten stellen solle. Sie selbst hat sich eine Spinne über den Kopf laufen lassen. Dass daraufhin ein Mädchen, das nicht schwimmen konnte, in die Maas sprang, und ein Junge, der sich einem Wachhund näherte, ins Bein gebissen wurde, hat Elena natürlich nicht gewollt. Dennoch - ein gewaltiger Shitstorm überschwemmt ihren Kanal, Wut und Hass gehen auf Elena nieder.

Statt wie geplant mit ihren Freundinnen Ferien zu machen, findet Elena sich auf dem platten Land bei der neuen Familie ihrer Tante wieder, die sie nicht kennt. Das Haus ist verwahrlost, Elena muss im Schuppen schlafen, die Tante ist krank, ihr neuer Freund spricht nicht. "Creepy" findet Elena, die bisher nie ihre Komfortzone verlassen hat, diese Familie.

Kennedy immerhin, die neue Cousine, redet mit Elena, und von ihr erfährt sie, was los ist: dass vor drei Jahren die Mutter von Kennedy und ihrem älteren Bruder Atlas bei einem Unfall gestorben ist. Dass seitdem in der Familie alles stillsteht. Dass die Tante vor sieben Monaten Corona bekommen hat und seitdem zu nichts mehr in der Lage ist. Dass Atlas versucht hat, die Schule anzuzünden. Nach und nach wird Elenas Mitgefühl geweckt, doch ihre Hilfsversuche machen alles immer nur noch schlimmer.

Die Niederländerin Anna Woltz erzählt abwechselnd aus der Perspektive von Atlas, der sich wie ein Prepper auf das Ende der Welt vorbereitet, und von Elena. Mit diesem Kniff macht sie deutlich: Beide sehen im jeweils anderen nur, was sie sehen wollen und was ihre Vorurteile bestätigt. Doch nach und nach gestehen sie sich ihre Fehler ein und kommen einander näher. Elena erzählt mit schnoddrig-bissigem Humor, Atlas wütend und nachdenklich.

"Atlas, Elena und das Ende der Welt" ist eine Geschichte voller Wärme über Menschen, die durch einen schrecklichen Verlust aus der Bahn geworfen wurden. Anna Woltz erzählt auch davon, wie schnell wir Urteile über andere fällen und wie wunderbar es sein kann, die Person dahinter zu entdecken.

Eine Rezension von Dina Netz

Literaturangaben:
Anna Woltz: Atlas, Elena und das Ende der Welt
Aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann
Carlsen Verlag, 2024
192 Seiten, 12 Euro
ab 11 Jahren