Buchcover: "Ein Haus und seine Hüter" von Ivy Compton-Burnett

Lesefrüchte

"Ein Haus und seine Hüter" von Ivy Compton-Burnett

Stand: 06.12.2024, 09:57 Uhr

Die Wiederentdeckung der 1969 verstorbenen britischen Schriftstellerin Ivy Compton-Burnett in Deutschland beginnt mit einem Überraschungs-Coup: Mit der "heitersten Geschichte über menschliche Verderbtheit", wie Hilary Mantel im Vorwort schreibt.

Tatsächlich gibt es keine Seite im 1935 erstmals erschienenen "Ein Haus und seine Hüter", in dem man sich nicht kugelt beim Lesen der zynisch-witzigen Wortgefechte, mit denen sich die Bewohner eines britischen Landhauses tagein tagaus bekriegen. Das Eingekerkert-Sein der Familienmitglieder viktorianischer Landsitze und die Schlachten, die sie sich darin liefern, ist das Thema aller Romane Compton-Burnetts.

In "Ein Haus und seine Hüter" tyrannisiert das 66jährige Familienoberhaupt Duncan Edgeworth neben seiner Frau, seinen beiden Töchtern Nance und Sibyl auch seinen als Erben im Haus lebenden Neffen Grant. Nach dem Tod seiner ersten Frau Ellen revanchiert sich Grant, indem er mit Duncans neuer Frau Alison ein Verhältnis beginnt. Als herauskommt, dass Alisons neugeborener Sohn nicht vom Hausherrn, sondern von Grant stammt, ist natürlich der Teufel los.

Denkt man. Aber mit Eiseskälte geht der Haustyrann Duncan über den Fauxpas hinweg, bietet dem Neffen an, eine seiner beiden Töchter zu heiraten, um ein bisschen von seinem Erbe zu behalten – und heiratet zum dritten Mal, - nun die Gouvernante seiner beiden Kinder.

Nicht zuletzt macht die fast ausschließlich aus Dialogen bestehende Erzählweise "Ein Haus und seine Hüter" zu einem sehr modernen Roman. Findet man durch die damit anfangs verbundenen Komplikationen hindurch, wird man mit einem nahezu diabolischen Lesespaß belohnt. - Der Schriftsteller Clemens Setz hält Ivy Compton-Burnetts Romane für "die witzigsten der Welt".

Eine Rezension von Peter Meisenberg

Literaturangaben:
Ivy Compton-Burnett: Ein Haus und seine Hüter
Aus dem Englischen übersetzt von Gregor Hens
Mit einem Vorwort von Hilary Mantel
Die Andere Bibliothek, 372 Seiten, 48 Euro.