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Hörbuchcover: "Selbstbetrachtungen" von Marc Aurel

Hörbuch der Woche

"Selbstbetrachtungen" von Marc Aurel

Stand: 05.04.2024, 15:03 Uhr

Zorn war für ihn ein Zeichen von Schwäche. Mit Gelassenheit und Gleichmut dem Leben zu begegnen, dazu fordert der römische Kaiser Marc Aurel in seinen "Selbstbetrachtungen" immer wieder auf.

Die Aphorismen-Sammlung, die bis heute zu den meistgelesenen antiken Texten gehört, ist als Selbstgespräch angelegt. Geprägt ist das Denken des Philosophenkaisers durch die antike philosophische Schule des Stoizismus. Deren Lehre hat nichts damit zu tun, dem Leben mit dumpfer Gleichgültigkeit zu begegnen. Die Stoiker strebten nach einem tugendhaften Leben und nach innerer Ruhe. Sie betonten die Bedeutung der Selbstbeherrschung und Emotionskontrolle. Marc Aurel, der oft als "letzter Stoiker" bezeichnet wurde, regierte von 161 bis zu seinem Tod 180.

Die "Selbstbetrachtungen" schrieb er in der Spätphase seines Lebens, das überschattet war von einer ganzen Reihe von Katastrophen – von Unruhen, Kriegen, Epidemien. Seine Ermahnungen an sich selbst notierte er in Feldlagern an den Ufern der Donau, wo die Römischen Truppen die nördlichen Grenzen des Reiches gegen Angriffe von außen verteidigten.

Eigentlich fühlte sich Marc Aurel zum Philosophen berufen. Es drängte ihn nicht danach, ein Reich zu regieren. Er war kein Heerführer und musste sich doch als solcher bewähren. Seine Pflicht zu tun, dazu rufen diese Aufzeichnungen auch auf. Der Philosoph auf dem Herrscherthron wurde so etwa zum Vorbild für den Bundeskanzler Helmut Schmidt, der die "Selbstbetrachtungen" schon als junger Mann gelesen hat.

Der 1990 verstorbene Schauspieler Wolfgang Büttner, dessen markante Stimme zu einem seiner Markenzeichen wurde, liest diese nachdenklichen, teils melancholischen Selbstgespräche ruhig, betont gelassen und bedacht. Es ist der passende Tonfall für diese persönlichen Ermahnungen, die dazu anhalten, jede Aufgeregtheit zu meiden.

Das Hörbuch bringt eine Auswahl aus dem umfangreicheren Text. Kürzungen bieten sich dabei an, denn die zentralen Gedanken werden von Marc Aurel oft fast gleichlautend mehrfach wiederholt. Diese Wiederholungen sind jedoch keine Nachlässigkeit. Die Bekenntnisse waren nicht zur Veröffentlichung bestimmt, und ihre übliche Einteilung in zwölf Bücher stammt nicht vom Autor.

Dessen Intention war es, sich wichtige Gedanken durch das Niederschreiben fest einzuprägen und danach zu handeln. Marc Aurel ging es letztlich vor allem darum, im Einklang mit sich und mit anderen zu leben. Das ist auch für unsere Gegenwart keine schlechte Maxime.

Eine Rezension von Holger Heimann

Literaturangaben:
Marc Aurel: Selbstbetrachtungen
Aus dem Altgriechischen von Wilhelm Capelle
Gekürzte Lesung mit Wolfgang Büttner
Der Audio Verlag, 2024
1 mp3-CD, 3 Std. 29 Min. Laufzeit, 15 Euro

Die Buchvorlage ist im Kröner Verlag erschienen, 278 Seiten, 12 Euro.