Buchcover: "Die Unodentlichen" von Xita Rubert

Buch der Woche

"Die Unodentlichen" von Xita Rubert

Stand: 14.06.2024, 13:39 Uhr

Das Debüt von Xita Rubert ist ein erstaunliches, kleines Literaturjuwel, das mit einem eigenen Sound überrascht und sowohl fantasievoll wie pointiert ist. Eine schillernde Liebeserklärung an ihren Vater.

Der Roman, der eigentlich eher eine Novelle ist, eignet sich für ein Publikum, das sich gern auf Neues einlässt und auch mit experimentelleren Texten etwas anfangen kann. Man sollte sich die 128 Seiten als hochprozentigen literarischen Schnaps in einem Zug hinter die Bücherbinde gießen.

Ein großes Kompliment an den Berenberg Verlag und die Übersetzerin Friederike von Criegern, dass sie dem deutschen Publikum diesen Text zugänglich machen. Nur ein klitzekleines bisschen Nörgelei. Der Romantitel "Die Unordentlichen" ergibt wenig Sinn. Wörtlich übersetzt heißt der Originaltitel etwa "Meine Tage mit den Kopps". Diese zeitliche und personelle Einordnung hätte deutlich mehr gebracht, weil es in dem Buch eben genau darum geht.

Eine Ich-Erzählerin erinnert sich an ihr Treffen mit dem Ehepaar Kopp, als sie gerade 17 Jahr alt war. Sie ist mit ihrem Vater unterwegs und begleitet dessen Freunde zu einer Gala anlässlich der Verleihung eines Wissenschaftspreises. Das Ehepaar Kopp reist in Begleitung eines Menschen mit geistiger Behinderung namens Bertrand. Es ergeben sich beim Kennenlernen Fragen: Ist Bertrand der Sohn der Kopps? Ist er wirklich ein Künstler, wie sie behaupten? Was hat es damit auf sich, dass er angeblich große Skulpturen schaffen solle?

Xita Ruberts Vater war ein bedeutender spanischer Intellektueller, der auch an Demenz erkrankt ist. Ohne allzu viel zu psychologisieren, findet man hier natürlich schnell den Schreibimpuls für dieses Debüt. Xita Rubert wurde 1996 in Barcelona geboren. Sie studierte Literatur und Philosophie in Barcelona, Warwick und Paris. Derzeit promoviert sie an der Princeton University und ist als Lektorin tätig. "Die Unordentlichen" ist ein Text, der ein wenig Experimentierwillen beim Publikum einfordert, der einen aber dafür mit einem sehr eigenen und durchaus faszinierenden literarischen Sound belohnt.

Eine Rezension von Christoph Ohrem

Literaturangaben:
Xita Rubert: Die Unordentlichen
Aus dem Spanischen von Friederike von Criegern
Berenberg, 2024
128 Seiten, 22 Euro