Gyeongha und Inseon sind Freundinnen, die sich am Ende ihres Studiums in Seoul kennenlernen. Gyeongha ist Schriftstellerin, die zunächst in einem Verlag arbeitet. Inseon hat sie bei ihrer Arbeit als Fotografin begleitet und auch Dokumentarfilme gedreht. Da sie davon allerdings kaum leben kann, beginnt sie eine Schreinerlehre. Noch bevor sie die Ausbildung abschließt, kehrt sie zurück auf ihre südkoreanische Heimatinsel Jeju, um dort ihre Mutter zu pflegen. Nach deren Tod ist sie geblieben.
Aber dann hat Inseon einen schweren Unfall in ihrer Schreinerwerkstatt und wird nach Seoul in eine Spezialklinik geflogen. Sie bittet ihre Freundin Gyeongha in ihr Haus zu reisen, um sich um ihren Vogel zu kümmern, der nicht allein überleben würde. Dort angekommen, gerät Gyeongha in einen Schneesturm und wird mit der Geschichte der Mutter konfrontiert. Das dunkle Kapitel eines Bürgerkriegs, der dort 1948 zehntausende menschliche Opfer gefordert hat, lebt an diesem Ort weiter.
In ihrem jüngsten Roman "Unmöglicher Abschied" erzählt Han Kang von Abgründen der menschlichen Natur und transgenerationalen Traumata. Sie erzählt aber auch von der Kraft der Poesie und der Hoffnung, die durch Freundschaft, Liebe und Mitmenschlichkeit entsteht. Ein unbekanntes Kapitel koreanischer Geschichte, verpackt in einen fesselnden Roman.
Rezension von Barbara Geschwinde
Literaturangaben:
Han Kang: Unmöglicher Abschied
Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee
Aufbau Verlag, 2024
315 Seiten, 24 Euro
Erscheint am 16.12.2024