'Du Hirte Israels, höre' & Tänze, Diminutionen, Grounds

Die erste Stunde der Vesper beschäftigt sich mit dem Psalm 'Du Hirte Israels, höre, der du Josef hütest wie Schafe! Erscheine, der du thronst über den Cherubim…' als Motto zum 2. Advent.
In der zweiten Stunde steht die Instrumentalmusik zwischen Renaissance und Frühbarock im Mittelpunkt.

Portrait des Komponisten Jan Pieterzon Sweelinck (1562-1621)

Portrait des Komponisten Jan Pieterzon Sweelinck (1562-1621)

Vesper I

Ein Psalm als Motto zum 2. Advent - 'Du Hirte Israels, höre, der du Josef hütest wie Schafe! Erscheine, der du thronst über den Cherubim…'

17:04 - 17:45 Uhr

Seit langer Zeit hatten die Menschen in Israel das Gefühl: 'Es geht bergab!' Das Reich unter König David zerbrach. Immer wieder gab es Kriege und die Menschen sehnten sich danach, dass es endlich wieder einmal gut und friedlich werden wird.
Psalm 80 aus dem Alten Testament steht als Motto für den 2. Advent und bleibt aktuell. Im ersten Teil der Vesper möchten wir es musikalisch aufgreifen. Auch die Vertonungen des Psalms mit der Bitte um Gottes Hilfe ziehen sich durch die Jahrhunderte. Der niederländische Renaissancekomponist Jan Pieterszoon Sweelinck vertonte im 5stimmigen Madrigalstil, Barockkomponist Georg Christoph Strattner kleidete den Psalm in ein Geistliches Konzert für vier Gesangssolisten mit Instrumenten und der Romantiker Albert Becker, Leiter des Berliner Domchores, setzte sensibel musikalische Rhetorik in jeden Vers seiner festliche Motette. Sehr emotional hat auch der englische Komponist George Jeffreys die Verse vertont. Er selbst lebte in einer tief gespaltenen Gesellschaft; England im 17. Jahrhundert war zerrüttet. Effektvolle Chromatik und harmonische Rückungen lassen in seinem fünfstimmiges Anthem erschauern.

Von Dorothee Prasser

Ein Psalm als Motto zum 2. Advent

WDR 3 Vesper 07.12.2024 42:09 Min. Verfügbar bis 07.12.2025 WDR 3


Die Musikstücke zur Sendung

17:04 - 17:45 Uhr
Komponist:inTitel / LängeInterpret:in
AnonymusPopulus Sion Introitus zum 2. Advent
(1'07'')
Daniel Schreiber (Tenor)
Albert BeckerDu Hirte Israels höre, op. 89,2
(für gemischten Chor a cappella)
(5'48'')
Kammerchor CONSONO
George JeffreysTurn thee again
(für 4 Singstimmen und Basso continuo)
(6'22'')
Solomon's Knot
Adrien Le RoyO pasteur d'Israël escoute
(für Laute)
(1'17'')
Norihisa Sugawara (Laute}´)
Jan Pieterszoon SweelinckPsalm 80: O Pasteur d'Israël
(2'58'')
Gesualdo Consort Amsterdam
Dmitrij BortnjanskijDu Hirte Israels
(für Chor)
(2'12'')
Konzertchor Südhessen
Henry PurcellO Lord God of hosts, Z 37
(für 2 Soprane, 2 Alte, Tenor, Bass, Chor und Basso continuo)
(4'25'')
Robert Quinney (Orgel)
The Choir of Westminster Abbey
Georg Christoph StrattnerDu Hirt Israel, höre.
(Geistliches Konzert für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Streicher und Basso continuo)
(6'43'')
Miriam Feuersinger (Sopran)
Alexander Schneider (Countertenor)
Daniel Schreiber (Tenor)
Markus Flaig (Bass)
Les Escapades
Tomasz Adam NowakAdvents-Suite in 6 Sätzen  Improvisation auf der Orgel
1.Advent: Gigue (über den cantus firmus von: Macht hoch die Tür)
(3'17'')
Tomasz Adam Nowak (Orgel)
Cipriano de Rore

Cipriano de Rore

Vesper II

Tänze, Diminutionen, Grounds – Instrumentalmusik zwischen Renaissance und Frühbarock

18:04 - 19:00

Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begnügten sich die Instrumentalisten nicht mehr damit, in den Kompositionen die Vokalpartien mitzuspielen, sondern fügten eigene Verzierungen hinzu, etwa bei Tänzen wie dem Passamezzo. Dies geschah zwar im Rahmen  von festgelegten (kontrapunktischen) Regeln, ließ aber dennoch genug Raum für individuelle Freiheiten. Auch wurde von vokalen Chansons und Madrigalen meist die Oberstimme, nicht selten aber auch die Bassstimme mit Diminutionen verändert, und diese wurden dann auch aufgeschrieben und im Druck veröffentlicht, was das Streben der Instrumentalisten nach Eigenständigkeit unterstreicht. Von diesen Diminutionen war es nur noch ein kleiner Schritt zu Bassmodellen, die sich als Ostinato viele Male wiederholen und über denen sich dann die instrumentale Virtuosität voll entfalten kann.
Einen Einblick in diese Entwicklung der Instrumentalmusik kurz vor und nach 1600 gibt diese Vesper mit Werken von Ortiz, Bassano, Selma y Salaverde, Simpson u.a.

Von Christoph Barth

Tänze, Diminutionen, Grounds

WDR 3 Vesper 07.12.2024 55:11 Min. Verfügbar bis 07.12.2025 WDR 3


Die Musikstücke zur Sendung

18:04 - 19:00
Komponist:inWerk / LängeInterpret:in
Diego OrtizRecercada romanesca
(2'02'')
Capella de la Torre
Leitung: Katharina Bäuml
Diego OrtizRecercada tercera sobre tenores italianos
(2'07'')
Ensemble Phoenix Munich
Leitung: Joel Frederiksen
Diego OrtizRecercada quarta
(2'07'')
Tragicomedi
Diego OrtizRecercada settima
(1'39'')
Duo Gioco di Salterio
Diego OrtizRecercada segunda, ausgeführt mit Barock- und orientalischen Instrumenten
(2'26'')
Pera Ensemble
Leitung: Mehmet Cemal Yesilçay
Pierre SandrinDoulce memoire à 4
(2'48'')
Lionheart
Diego OrtizRecercada Nr 3 über 'Doulce mémoire'
(2'25'')
Jordi Savall (Viola da gamba)
Aline Parker-Zylberajch (Cembalo)
Diego OrtizDoulce memoire - Recercada
segonda
(2'40'')
Capriccio Stravagante
Leitung: Skip Sempé
Cipriano de RoreIo canterei d'amor
(Madrigal zu vier Stimmen)
(3'11'')
Regina Kabis (Sopran)
Quartetto con affetto
Giovanni BassanoIo canterei d'amor (vokale
Diminution)
(3'50'')
Regina Kabis (Sopran)
Quartetto con affetto
Girolamo Dalla CasaIo canterei d'amor
(instrumentale Diminution)
(2'11'')
Ensemble Phoenix Munich
Orlando di LassoSusanne un jour
(Chanson zu 5 Stimmen)
(2'28'')
The Hilliard Ensemble
Leitung: Paul Hillier
Bartolome de Selma y SalaverdeSusana passegiata. Diminutionen
(für Bassinstrument und Basso continuo)
(7'03'')
Jérémie Papasergio (Dulzian)
Angelique Mauillon (Harfe)
Jean-Marc Aymes (Orgel)
Christopher SimpsonDivisions on a ground
(6'54'')
Wieland Kuijken (Viola da gamba)
Konrad Junghänel (Laute)
Alessandro PiccininiAria di Saravanda in varie partite
(2'45'')
Nigel North (Erzlaute)
Andrea FalconieriCiaccona
(1'48'')
Hespèrion XXI [Hespèrion XX]