Für Geldautomaten-Sprenger wird Nordrhein-Westfalen offenbar unattraktiver. Nach Informationen des Innenministeriums lag die Beute der Diebesbanden im laufenden Jahr bei knapp 730.000 Euro. Das sind fast 90 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.
Noch vor zwei Jahren hatten die Täter zur selben Zeit schon 5,34 Millionen Euro erbeutet. "Am 1. August 2023 lag die bekanntgewordene Beutesumme bereits bei 5,65 Millionen Euro", sagte eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums.
Täter gehen häufig leer aus
Tatsächlich ist auch die Zahl der Attacken gegen Automaten stark gesunken. Zwischen 1. Januar und 1. August 2024 gab es 19 Sprengungen - ein Jahr zuvor waren es in der gleichen Zeit 97. Bei den Sprengungen in diesem Jahr machten die Täter zehnmal gar keine Beute.
Schutz durch Farbpatronen
Die Landesregierung hatte den Banken dringend empfohlen, Geldautomaten besser zu schützen, zum Beispiel mit Farbpatronen. Innenminister Herbert Reul äußerte damals, dass die Farbe "eine elementare Wirkung" habe.
Die Farbpatronen färben das Geld bei einer Explosion ein und machen die Beute so unbrauchbar. Vor einiger Zeit war auch das Innenministerium noch davon ausgegangen, dass es selbst für verfärbtes Geld noch einen Schwarzmarkt gebe. Die Befürchtung war, dass selbst eine Sicherung der Automaten mit Farbpatronen die Täter nicht abhalten würde.
Dass Farbpatronen aber ein sinnvolles Mittel sind, haben andere Länder bereits vorgemacht. In den Niederlanden und Belgien gibt es kaum Automatensprengungen, weil die Banken dort schon länger gesetzlich verpflichtet sind, Farbpatronen einzusetzen. In Deutschland ist das noch immer freiwillig und viele Banken haben sich lange gescheut. Denn die Versicherung gegen eine Sprengung ist günstiger als in alle Automaten Farbpatronen einzusetzen.
Bisher leichtes Spiel für Geldautomaten-Sprenger
In den vergangenen Jahren hatten organisierte Banden aus den Niederlanden leichtes Spiel in NRW. Die meisten der 10.000 Geldautomaten sind mit ordentlich Bargeld gefüllt, weil die Erwartung der Bankkunden ist, jederzeit ausreichend abheben zu können. Einen Automaten zu sprengen dauert teilweise weniger als eine Minute.
Viele Geräte wurden auch ganz abgebaut, da sie nach Analysen der Polizei durch ihre Lage besonders gefährdet waren - zum Beispiel wegen guter Fluchtwege. Oft sind die Täter mit schnellen Luxuskarossen unterwegs und können über das gut ausgebaute Autobahnnetz schnell in die Niederlande fliehen. Geschnappt werden nur wenige.
Manchmal allerdings werden die Automatensprenger aber auch überführt. So hatte die Polizei erst im Juni 2024 einen mutmaßlichen Geldautomaten-Sprenger festgenommen: Der 23-jährige Niederländer soll für Taten im Münsterland und Ruhrgebiet verantwortlich sein.
Hohe Schäden durch Sprengungen
Schaden entsteht aber nicht nur durch das gestohlene Geld. Auch die Gebäude, in denen die Automaten gesprengt werden, gleichen nachher oft einem Trümmerfeld. Besonders gefährlich ist das für Bewohner - denn oft befinden sich über den Bankräumen noch Wohnungen. Manchmal sind die Gebäude dermaßen beschädigt, dass Einsturzgefahr besteht und Mieter sich für längere Zeit eine Bleibe suchen müssen. In Bottrop musste die Feuerwehr im Juni 2024 zum Beispiel ein Wohngebäude evakuieren, nachdem es dort sogar mehrere Explosionen gegeben hatte.
Banken erhalten Ersatz für eingefärbte Banknoten
Wenn Banknoten bei den Sprengungen eingefärbt werden, erhält die jeweilige Bank übrigens von der Bundesbank Ersatz. Es muss jedoch eine schriftliche Stellungnahme zur Ursache und Art der sogenannte "Neutralisierung" vorliegen. Das heißt: Die Bundesbank muss sicher gehen, dass die eingereichten Banknoten tatsächlich durch die Aktivierung einer Diebstahlschutzvorrichtung verfärbt wurden.
Unsere Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa