Die Hochwassergefahr bleibt in vielen Teilen von Nordrhein-Westfalen angesichts erneuter Regenfälle und gesättigter Böden hoch. Besonders stark betroffen sind die Weserzuflüsse im östlichen Landesteil. An sechs Messstationen der Weser ist die höchste Warnschwelle überschritten (Stand: 25.12.2023, 14 Uhr). Diese weist auf die Gefahr hin, dass bebaute Gebiete in einem größeren Umfang überflutet werden könnten. Über erforderliche Maßnahmen entscheiden die Behörden vor Ort.
Keller im Kreis Höxter ausgepumpt
An 17 Messstationen war am Montagmorgen die zweithöchste Warnstufe überschritten, die auf die Gefahr der Überflutung einzelner bebauter Grundstücke oder Keller hinweist. Dabei ging es unter anderem um die Einzugsgebiete von Lippe, Ems und Ruhr. An 43 Pegeln war die erste Warnschwelle überschritten, die auf die Gefahr hinweist, dass land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet werden können. Die Pegel am Rhein und an der Weser werden bei der Zählung nicht berücksichtigt.
Gefüllte Sandsäcke am 3. Januar nahe der Weser in Vlotho. Unter anderem die teils wieder steigende Pegelstände lassen laut Experten die Gefahr für Deichbrüche anwachsen.
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Amtliche Unwetterwarnung für Teile von NRW gilt weiter
Die amtliche Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen für große Teile Westfalens und des Bergischen Landes hat der DWD am Montag für viele der betroffenen Kreise und Städte noch einmal verlängert. In diesen Bereichen werden nochmals Niederschlagsmengen um 25 Liter pro Quadratmeter erwartet. Am Dienstag soll der Regen dann nachlassen - allerdings nur vorübergehend.
Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gilt noch bis zum Zweiten Weihnachtsfeiertag um 9 Uhr. Sie betrifft die folgenden Kreise und Städte:
- Ennepe-Ruhr-Kreis
- Kreis Herford
- Kreis Höxter
- Kreis Lippe
- Kreis Mettmann
- Kreis Paderborn
- Märkischer Kreis
- Oberbergischer Kreis
- Rheinisch-Bergischer Kreis
- Stadt Remscheid
- Stadt Wuppertal
- Stadt Bielefeld (ab 25.12.23, 18 Uhr)
Die Unwetterwarnung für diese Kreise und Städte endet am 1. Weihnachtsfeiertag um 18 Uhr:
Hier gibt es die aktuellen Warnungen im Überblick:
Höchste Warnschwelle an der Weser erreicht
Betroffen von möglichem Hochwasser sind die Flüsse und Gewässer Lenne, Lippe, Ems, Nette, Dinkel, Alme, Berkel, Ruhr, Sieg, Ahse und die Steinfurter Aa. In der Nacht zu Montag waren die meisten Pegelstände nicht nennenswert gestiegen.
An den Weser-Pegeln wurde in den vergangenen zwei Tagen die höchste Warnstufe überschritten. Die Feuerwehren in Ostwestfalen melden für die Kreise Höxter und Paderborn vollgelaufene Keller sowie überflutete und gesperrte Straßen.
Dass nicht an noch mehr Orten Leute mit Eimern das Wasser und den Dreck aus dem Keller schaufeln müssen, ist wohl auch tausenden Helfern zu verdanken, die die Maßnahmen zur Abwehr umgesetzt haben. Großer Dank kommt zum Beispiel auch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Übersicht über die in NRW erreichten Warnstufen
Mehr aktuelle Lageberichte, Hochwasserinformationen und Informationen zur Überschreitung der Warnstufen gibt es hier:
Einige Hotspots im Land
In Oberhausen steht ein Deich an der Ruhr unter besonderer Beobachtung. In der Nacht zu Sonntag ist nach Angaben der Feuerwehr eine wasserdichte Plane komplett über den 500 Meter langen Deichabschnitt gespannt worden. Darauf seien noch 10.000 Sandsäcke sowie Kies gelegt worden. Die Feuerwehr gibt sich zuversichtlich, ein Sprecher sagte dem WDR: "Aktuell ist alles im grünen Bereich. Der Deich hält."
Am Montag verschafften sich NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) und Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) gemeinsam ein Bild von der Lage am Ruhrdeich. Die Pegelstände des Flusses sind aktuell stabil. Ob der Scheitelpunkt erreicht ist, ist noch nicht ganz klar. Es fällt weiterhin sehr viel Regen und es fließt auch noch viel Wasser aus dem Sauerland die Ruhr hinab.
Der Umweltminister bat die Menschen eindringlich, wachsam zu bleiben, sich fortgehend über die Lage zu informieren und von Wasser und Deichen fernzuhalten. "Das ist unberechenbar", so Krischer.
Im Kreis Herford trat die Else über die Ufer. Sonst mehr ein Rinnsal ist die Else nun zu einem Fluss angeschwollen. In Bünde überflutete sie den Rathausparkplatz. Bei Brakel im Kreis Höxter trat die Nethe über die Ufer. Dort musste die Feuerwehr ausrücken, um Keller auszupumpen. In Minden sind mehrere Straßen wegen des Hochwassers der Weser gesperrt.
Auf Hochwasser bereitet sich auch Düsseldorf vor. Am späten Heiligabend wurde die niedrigste Hochwasserwarnstufe 1 überschritten. Das heißt, die Schiffe müssen hier jetzt langsamer und ein wenig mehr in der Flussmitte fahren. Aktuell liegt der Pegel bei 7,20 Meter. Damit wird die flussnahe Straßenbeleuchtung im Stadtteil Urdenbach vom Strom abgeklemmt. Bis heute Abend wird in Düsseldorf ein Rheinpegel von gut 7,50 Meter erwartet. Dann werden die üblicherweise wasserdichten Anschlüsse der Gastroschiffe am Rhein-Ufer kontrolliert. Das sei aber noch nicht dramatisch, sagt eine Sprecherin. "Alle Maßnahmen bis zu einem Pegel von acht Metern sind umgesetzt."
In Köln überschritt der Pegel nach Daten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) am Freitagnachmittag die Hochwassermarke I von 6,20 Metern, am Samstagabend lag er bei 6,99 Metern (21 Uhr). Es gelten Einschränkungen für die Schifffahrt, zum Beispiel eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern. In der vergangenen Woche hatte es bereits das erste Winter-Hochwasser des Jahres am Rhein gegeben.
In Bochum hat die Stadt wegen des hohen Pegelstandes der Ruhr eine Hotline eingerichtet (0234/9105555), auf der Anwohner Fragen zur aktuellen Lage stellen können. So sollen die Leitungen von Polizei (110) sowie Feuerwehr und Rettungsdienst (112) freigehalten werden. Es bestehe aber keine akute Gefahr, so die Stadt. "Im Falle einer Lageveränderung erfolgt eine Warnung durch die Behörden."
Anwohner sollen Vorkehrungen treffen
Anwohner, die in den betroffenen Gebieten wohnen, wurden aufgefordert Vorkehrungen treffen. Dazu gehören unter anderem:
- Meiden Sie das betroffene Gebiet.
- Gehen Sie bei Überschwemmungsgefahr nicht in Keller oder Tiefgaragen.
- Halten Sie Abflüsse und Schächte frei, damit das Wasser abfließen kann.
- Bereiten Sie sich auf eine Evakuierung vor.
- Nehmen Sie nur das Notwendigste mit, insbesondere Ausweise und Bargeld.
- Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen. Schon eine geringe Wasserhöhe kann die Steuerung behindern.
Quellen:
- WDR-Wetterredaktion
- ARD-Wetterkompetenzzentrum
- Deutscher Wetterdienst (DWD)
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR-Reporter
- Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV)
- Nachrichtenagentur bbk