Brigitte Kegel ist den Tränen nah: "Wir machen einfach weiter, aber eigentlich haben wir keinen Mut mehr." Sie kann nicht glauben, dass es schon wieder passiert ist. Schon wieder sind der ganze Keller und das Erdgeschoss voller Schlamm.
"Weihnachten fällt dieses Jahr wohl aus", sagt sie und hebt einen weißen Deko-Stern hoch, der kaputt und voller Schlamm ist. Den und viele andere Sachen holen sie und ihr Mann Rudolfo aus dem Keller. Zu retten ist nicht mehr viel. Und das obwohl viele Sachen gerade erst neu angeschafft wurden.
Die letzte Überschwemmung ist gerade einmal ein Jahr her. Eigentlich wollten die beiden so etwas nie wieder erleben. Sie hatten vor der Haustür sogar Glücksklee gepflanzt: "Das Glück vor der Haustür hat sich nicht gelohnt", sagt Brigitte Kegel verzweifelt. So versucht sie die Situation zu überspielen, eigentlich sind sie und ihr Mann aber mit ihren Kräften am Ende.
Ohne Helfer geht’s nicht
Auch dieses Mal sind zahlreiche Helfer in dem kleinen Ortsteil unterwegs, sie tragen kaputte Waschmaschinen raus, verteilen Essen und Trinken und helfen, die Keller und Wohnungen vom Schlamm zu befreien. Teilweise sind sie bis zur Brust voll mit Schlamm.
Für Brigitte Kegel sind diese Helfer Gold wert: "Wer hilft uns denn sonst jetzt?" Von der Stadt Detmold ist sie enttäuscht, sie würde sich wünschen, dass auch vom Bürgermeister Frank Hilker und der Stadt mehr kommen würde als nur nette Worte.
Stadt verteidigt Hochwassermaßnahmen
Dabei hat die Stadt im vergangenen Jahr einiges getan, sagt der Bürgermeister selbst. "Bei dem Feld, wo letztes Jahr das meiste Wasser runtergekommen ist, ist dieses Mal nichts passiert. Da haben die Schutzwände gehalten." Allerdings sei es dieses Mal auf einem anderen Feld zu massiven Überschwemmungen gekommen.
Ein großes Problem war auch ein Regenrückhaltebecken in der Nähe. Dort habe sich so viel Wasser gesammelt, dass es in die umliegenden Gärten und dann in die Häuser gelaufen ist. "Wir wollen hier Schutzwände bauen, damit das Wasser an dieser Stelle nicht mehr weiterkommt. Das geht aber nicht so schnell und muss vernünftig geplant und umgesetzt werden", sagt Hilker.
"Ein richtiges scheiß Gefühl..."
Auch bei Jürgen Wolke sind Keller und Erdgeschoss wieder vollgelaufen: "Das Schlammwasser kam ratz fatz, innerhalb kürzester Zeit stand wieder meine ganze Wohnung unter Wasser. Das ist alles gerade neu. Ein richtiges scheiß Gefühl…" Der 67-Jährige wohnt alleine und ist gesundheitlich eingeschränkt. Das Chaos selbst beseitigen kann er nicht.
Deswegen ist auch Jürgen Wolke auf die vielen freiwilligen Helfer angewiesen. Die sind schon fleißig dabei, seinen Keller vom Schlamm zu befreien. Einer sagt: "Ich habe heute Morgen den Aufruf gesehen und bin sofort hergekommen. Das ist ja das Mindeste, das man tun kann."
Jürgen Wolke hofft, dass im Laufe des Tages der Strom wieder angeht. Wie es darüber hinaus weitergeht, weiß er nicht. Auch weiß er nicht, ob er die Kraft hat, nochmal alles wieder aufzubauen.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Gespräche mit Anwohnern
- Stadt Detmold
Über dieses Thema berichteten der WDR am 28.6.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit OWL.