
Tod nach Überdosis: Staatsanwaltschaft Bielefeld ermittelt gegen Ärzte
Stand: 29.04.2025, 06:01 Uhr
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sieben Ärzte des Franziskus Hospitals Bielefeld wegen fahrlässiger Tötung. Vor fünf Jahren war dort eine Frau wegen der Überdosis eines Medikaments gestorben.
Von Thomas Wöstmann
Der tragische Fall ereignete sich im Sommer 2020. Eine 72-jährige Frau aus Hiddenhausen war nach einem Unfall in das Mathilden Hospital Herford eingeliefert worden. Weil ein Brustwirbel gebrochen war, sollte sie in Bielefeld operiert werden – die beiden Krankenhäuser gehören zu einem Klinikverbund.
Medikament nicht wöchentlich, sondern täglich verabreicht
In Herford passierte dann der erste Fehler, der später zum Tod führte. Die Frau war Rheuma-Patientin und nahm seit Jahren ein gängiges Mittel dagegen. Es darf aber nur einmal wöchentlich genommen werden, eine höhere Dosis ist gefährlich. Genau dieser Hinweis aber unterblieb im elektronischen Medikamentenplan, so dass die inzwischen nach Bielefeld verlegte Frau das Mittel täglich bekam. Nach sechs Tagen starb sie.
Gutachter: "Katastrophales Versagen in der Klinik"
Zunächst standen Assistenzärzte aus Herford wegen des Todes der Frau vor Gericht. Sie hatten bei ihrer Aufnahme die falsche Dosis in den Medikamentenplan eingetragen. Gegen beide wurde das Verfahren eingestellt – sie mussten stattdessen 10.000 Euro zahlen.
Der Sachverständige des Gerichts sprach im Prozess von einem "katastrophalen Versagen sämtlicher Stufen der Kontrolle" in beiden Kliniken. "Jeder, der es hätte sehen müssen, hat den Mund nicht aufgemacht". Sowohl Ärzte als auch Pflegepersonal hätten wissen müssen, dass das Mittel nur einmal pro Woche verabreicht werden darf; zumal der Hinweis auf den Verpackungen überdeutlich vermerkt sei.
Kreis der Beschuldigten noch größer?
Deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft jetzt gegen sieben weitere Mediziner aus Bielefeld. Darunter seien auch Ärzte in leitender Funktion. Schon im nächsten Monat könnten die Ermittlungen abgeschlossen sein. Es sei aber nicht auszuschließen, dass der Kreis der Beschuldigten noch größer gefasst werden müsste.
Unsere Quelle:
- Staatsanwaltschaft Bielefeld