Landwirt Andreas Thesing geht langsam durch den offenen Stall, in dem seine Rinder stehen. Gerade hat er sie mit Mais gefüttert und sieht ihnen nun beim Fressen zu. Ab und zu reckt ein Bulle seinen großen schweren Kopf neugierig durch die Gitter. 420 Tiere hält Andreas Thesing auf seinem Betrieb. Wenn er auf sie blickt, wird er nachdenklich. Sein Hof in Heek liegt seit heute im Sperrgebiet.
"Es ist natürlich nervlich ein bisschen belastend, wenn Nachbarbetriebe davon betroffen sind und man selber bis jetzt das Glück hatte, davon verschont zu sein", sagt der Landwirt und ergänzt: "Aber natürlich ist das auch kein Freifahrschein, dass wir es nicht bekommen und jeder weitere Test ist bis zum Ergebnis nervlich belastend."
Strenge Auflagen für Tiertransporte
Andreas Thesing kauft Kälber, wenn sie fünf bis sechs Monate alt sind. Er mästet sie etwa 18 Monate, bevor er sie an den Schlachthof verkauft. Für Tiertransporte im Sperrgebiet gelten ab heute neue Regeln. Lastwagen dürfen nicht mehr von Hof zu Hof fahren und Tiere einsammeln. Tiere, die auf andere Höfe verkauft werden, müssen 14 Tage vorher auf das Virus getestet werden. Außerdem muss jeder Transport vom Kreis Borken genehmigt werden.
Auf den 105 Höfen im Sperrgebiet gelten ab heute auch strenge Hygiene-Vorschriften. Der Landwirtschaftliche Kreisverband Borken hat seine Mitglieder am Nachmittag in einer Online-Konferenz darüber informiert.
Suche nach dem Ursprung des Virus
Seit dem Jahr 2017 gilt Deutschland eigentlich als frei von Rinderherpes. Trotzdem gab es immer wieder einzelne Ausbrüche, deren Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen im Kreis Borken lag.
Um herauszufinden wo diese Fälle ihren Ursprung haben, gilt auf den Höfen im Sperrgebiet ab heute für alle Besucher eine Dokumentationspflicht, sagt Jörg Sümpelmann, der Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Borken.
Emotionale Belastung für die betroffenen Landwirte
Obwohl die Seuche für Menschen ungefährlich ist, müssen infizierte Rinder getötet werden. Denn einmal mit BHV1 infiziert, können die Tiere das Virus ein Leben lang weiter geben. Zwar werden die betroffenen Bauern von der Tierseuchenkasse entschädigt, und viele haben sich gegen den finanziellen Schaden versichert, aber wenn plötzlich alle Tiere eines Hofes weg sind, ist das für die Bauern eine Katastrophe, sagt Sümpelmann.
Das Sperrgebiet und die strengen Vorschriften gelten zunächst für sechs Monate. So wie alle betroffenen Rinderhalter in Heek und Ahaus hofft auch Andreas Thesing, dass seine Tiere verschont bleiben, und der Ursprung der Seuche schnell gefunden wird.
Unsere Quellen:
- Landwirt Andreas Thesing
- Landwirtschaftlicher Kreisverband Borken
- WDR-Reporter vor Ort