"Ist der Magen leer, muss ein Altstädter her", steht auf dem weiß-roten Kühlschrank, der direkt hinter der schweren Holztür im Vorraum der Nicolaikirche steht. Darin etliche Brottüten mit belegten Stullen. Die sind beliebt. Immer wieder kommen an diesem Dienstagmorgen ganz verschiedene Menschen und bedienen sich an den kostenlosen Butterbroten.
Die Idee für das "Altstädter Brot" hatte das neue Presbyterium. Es will neuen Schwung in das Gemeindeleben bringen. Der Kühlschrank soll nicht nur Hungrige und Bedürftige in die Kirche ziehen, sondern auch Ehrenamtliche zusammenbringen, die die Brote schmieren.
Ein niedrigschwelliges und anonymes Angebot
Es braucht viele Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, damit der Kühlschrank voll ist. Montags bis freitags ab 11 Uhr gibt es die Stullen - solange der Vorrat reicht.
Das Brot bekommt die Gemeinde von der Tafel, manchmal auch Aufschnitt, wenn etwas übriggeblieben ist. Alles, was fehlt, kaufen sie zu. Das Geld dafür bekommt die Gemeinde durch Spenden. Auch von Menschen, die sich ein Brot mitnehmen.
Franz Schaible, Vorsitzender des Presbyteriums sagt: "Das lag auf der Hand: Es heißt ja immer so schön im Vater Unser 'Unser täglich Brot gib uns heute.' Warum denn nicht für alle?" Das ist die Idee. Ein niedrigschwelliges Angebot für alle. Jeder der glaubt, dass er gerade eines der Brote braucht, ob bedürftig oder nicht, kann sich bedienen - unkompliziert und anonym.
Eine sinnvolle Aufgabe
Eine Idee, die auch Isolde Wrazidlo überzeugt hat. Sie ist seit zwei Monaten im Ruhestand und engagiert sich nun ehrenamtlich. Sie gehört zwar schon länger zu der Gemeinde, hat sich vorher aber nicht eingebracht.
Für sie ist das eine sinnvolle Aufgabe: "Heute gab es in den Nachrichten ja noch die Nachricht, dass die Armut steigt und dass viel in Lebensmittel-Läden geklaut wird, und ich denke, dies hier ist ein kleiner Beitrag, damit die Menschen nicht stehlen müssen, sondern sie können sich hier frei was nehmen."
Kühlschrank zieht verschiedene Menschen an
Auch Alexander Abeck kommt fast täglich, um etwas aus dem Kühlschrank zu nehmen. Er ist obdachlos und findet das Angebot sehr viel unkomplizierter, als etwa zur Tafel zu gehen: "Dann brauche ich nicht schnorren zu gehen."
Franz Schaible hat schon die verschiedensten Menschen am Kühlschrank beobachtet: Schüler, die ihr Pausenbrot vergessen haben, ältere Menschen mit Rollatoren oder eben auch Obdachlose, die gleich mehrere Brote mitnehmen, um sie unter ihren Freunden zu verteilen.
Gemeinde sucht mehr Ehrenamtliche
"Brot ist für alle da, und wenn es denn hilft und den Magen füllt, dann gerne!", sagt Schaible. Er würde gerne noch mehr öffentliche Kühlschränke mit Brot aufstellen: "Aber dafür fehlen uns Ehrenamtliche."
Unsere Quellen:
Über dieses Thema berichten wir am 10.07.2024 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit OWL, 19:30 Uhr.