Der mittlerweile verstorbene Mann soll als Geistlicher mindestens elf Kindern sexualisierte Gewalt angetan haben. Auf der Gemeindeversammlung in der Arnsberger Probsteikirche zeigte sich die ganze Erschütterung des kirchlichen Lebens.
Nachdem die Informationen des Bistums Paderborn ihren ehemaligen Seelsorger als Serientäter ausweisen, sei die Welt der Gemeindemitglieder eine andere, ist zu hören.
Vertrauen in Kirche erschüttert
Dem Priester Johannes N. vertrauten sie ihre Kinder an, lebten mit ihm als Nachbarn, bezeichneten ihn als Freund. In der Gemeinde wusste niemand, dass er ein verurteilter Sexualstraftäter war.
Die Information hatte das Bistum nie weitergegeben. Eine Teilnehmerin fasste zusammen: "Wie soll ich je wieder Vertrauen in die Amtskirche bekommen?"
Als Serientäter weiter in der Jugendarbeit
Im Bistum Aachen wurde der Geistliche 1966 zum Priester geweiht. Bereits drei Jahre später wurde er wegen sexualisierter Gewalt an Minderjährigen zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt und nach der Entlassung ins Bistum Paderborn versetzt.
Die Paderborner Erzbischöfe Jäger, Degenhardt und Becker hatten den Serientäter seit 1969 mehrfach versetzt, zuletzt nach Arnsberg. Überall arbeitete er weiterhin mit Jugendlichen und Messdienern. Manche Arnsberger Gemeindemitglieder warfen den Bischöfen deshalb ein Schützen des Täters vor.
Gemeindemitglieder: Bischöfe hätten Täter gedeckt
In der Gemeindeversammlung versprach diesmal der Generalvikar Thomas Dornseifer Transparenz. Nachdem 2010 ein erneuter Hinweis beim Missbrauchsbeauftragten eingegangen war, hat es 14 Jahre bis zur Arnsberger Gemeindeversammlung gedauert.
"Die Kirche hat noch keine Kriterien entwickelt, mit solchen Ereignissen umzugehen", lautet die Erklärung des Bistums für die lange Untersuchungszeit. Und noch immer ist nicht vollständig geklärt, wie vielen Minderjährigen der Mann sexualisierte Gewalt angetan haben soll.
Aufarbeitung dauert an
Für die Arnsberger Gemeindemitglieder bleibt die Unsicherheit: Enttäuschung, Wut und Verzweiflung werden häufig ausgedrückt. Der Arnsberger Probst Stephan Schröder ist erst seit zwei Jahren im Amt. Er muss jetzt eine Gemeinde wieder aufrichten, die ihr Vertrauen in die Kirche verloren hat.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Interviews in der Gemeinde
- Anfrage Erzbistum Paderborn