Auf diese Weise sprechen sie die Tierliebe der Passanten an. Ein Beispiel aus Bielefeld zeigt: Es dauert meist nur wenige Augenblicke und die ersten Euro-Münzen sind im Geldbeutel.
Bettel-Kulisse in wenigen Sekunden aufgebaut
Der Mann mit der Fellmütze führt zwei Hunde an der Leine, einen Husky und einen Labrador. In wenigen Minuten ist die Bettel-Kulisse in der Bielefelder Innenstadt aufgebaut:
Ein dünnes Deckchen auf dem kalten Pflaster und ein Säckchen fürs Geld. Es dauert dann auch nicht lange, bis die ersten Passanten die Hunde bemerken und das Portemonnaie zücken.
Hunde an der kurzen Leine
Annette Seidensticker, Passantin und oft in der Innenstadt unterwegs, beobachtet das Trio seit Wochen und ist entsetzt: "Die Hunde werden missbraucht, um Spenden zu sammeln", sagt die Tierliebhaberin. Stundenlang müssten sie an der ganz kurzen Leine ausharren, das sei doch Tierquälerei.
Der Arbeitstag der jungen Hunde ist lang. Er beginnt, wenn die Innenstadt-Läden am Vormittag öffnen und endet in den Abendstunden, wenn die Geschäfte schließen und der Weihnachtstrubel abebbt.
Tierliebhaberin schaltet Behörden ein
Weil ihr die Hunde leid tun, hat Annette Seidensticker die Behörden informiert. Die Polizei habe ans Ordnungsamt verwiesen, das Ordnungsamt an den Tierschutz. "Geholfen hat keiner", sagt sie.
Auf WDR-Anfrage teilt die Stadt Bielefeld mit, es gebe "keine Hinweise auf aggressives Betteln". Aber darauf kommt es gar nicht an, erklärt die Landestierschutzbeauftragte Dr. Gerlinde von Dehn.
Die Frage sei vielmehr, ob hier Tiere zur Schau gestellt werden, um Einnahmen zu erzielen und ob durch die Haltung der Tiere gegen das Tierschutzgesetz verstoßen werde.
Auch dazu äußert sich die Stadt Bielefeld. Das Veterinäramt lässt über die Pressestelle mitteilen, man gehe Hinweisen auf eine nicht artgerechte Haltung selbstverständlich nach: "Um dies festzustellen, muss aber die Person dann auch an dem angegebenen Ort angetroffen werden."
Annette Seidensticker reagiert darauf und zeigt Fotos. Der Bettler ist häufig hier, immer an derselben Stelle vor einer Parfümerie. Wer will, könne den Mann antreffen und die Haltung der Hunde prüfen, so die Tierschützerin.
Bettler treffen sich untereinander
Auf sein Treiben angesprochen sagt der Bettler, er spreche kein Deutsch. Zwischendurch kommen zwei Männer vorbei. Ihr Gepäck verrät: Sie sind ebenfalls zum Betteln hier.
Einer trägt die gleiche Fellmütze wie der Bettler mit den Hunden. Die Stimmung ist gut, man kennt sich.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Presseamt der Stadt Bielefeld
- Interview mit der Landestierschutzbeauftragten, Dr. Gerlinde von Dehn