Vor 80 Jahren: Befreiung der Kriegsgefangenen in Hemer

Lokalzeit Südwestfalen 14.04.2025 03:52 Min. Verfügbar bis 14.04.2027 WDR Von Ulf Priester

Vor 80 Jahren: Befreiung der Kriegsgefangenen in Hemer

Stand: 14.04.2025, 12:40 Uhr

Am 14. April 1945 befreite die US-Armee das Kriegsgefangenen-Lager Stalag VI A auf dem heutigen Gelände des Sauerlandparks.

Von Ulf Priester

Als die US-Soldaten das Lager befreiten, befanden sich dort 23.302 Kriegsgefangene. Deutlich mehr als die Stadt Hemer im April 1945 Einwohner hatte. Die Lebensverhältnisse der Menschen im Lager waren grauenerregend, erzählt Eberhard Thomas. Er und seine Mitstreiter vom Verein für Hemeraner Zeitgeschichte haben über 30 Jahre zur Geschichte des Stalag VI A geforscht.

Laut dem Einsatzbericht der US-Armee aus dem Zweiten Weltkrieg waren bei der Befreiung 9.000 Kriegsgefangene schwer krank. Typhus, Tuberkulose und andere Seuchen wüteten unkontrolliert im Lager. Pro Tag gab es im Durchschnitt 100 bis 150 Tote.

Ausgehungerte sowjetische Kriegsgefangene

Die Leichen lagen unbeerdigt herum. Vor allem die sowjetischen Kriegsgefangenen litten an Unterernährung. Sie galten unter den Nazis als "Untermenschen". Deshalb bekamen sie noch weniger zu essen als die anderen westlichen Kriegsgefangenen.

Portraitbild von Eberhard Thomas

Eberhard Thomas vom Verein für Hemeraner Zeitschichte macht kostenlose Führungen durch die Informations- und Gedenkstätte zum Stalag VI A

Eine Schüssel wässrige Gerstensuppe und ein Stück Brot – das war die Tagesration für die sowjetischen Gefangenen. Ein Hungertod auf Raten. Zudem bekamen die gestorbenen Sowjets im Gegensatz zu den westlichen Kriegsgefangenen und Polen keine Särge und Einzelgräber. Sie wurden in Massengräber geschafft.

Zwangsarbeit in Kohlezechen und Rüstungsbetrieben

Das Stalag VI A in Hemer war eine Schaltzentrale für Zwangsarbeit. Über 100.000 Kriegsgefangene wurden von dort verwaltet und zur Arbeit in der Kriegswirtschaft gezwungen. Die Sowjets mussten vor allem im Kohle-Bergbau im Ruhrgebiet schuften.

In der gesamten Zeit von 1939 bis 1945 durchliefen insgesamt 200.000 Kriegsgefangene das Lager in Hemer. Rund 11.000 starben dort. Vor dem Sauerlandpark erinnert ein Mahnmal an das Leiden und Sterben der Gefangenen. Außerdem gibt es neben dem Stadtarchiv ein Museum, das kostenlos besucht werden kann.

Befreiung der Kriegsgefangenen in Hemer

WDR Studios NRW 14.04.2025 00:51 Min. Verfügbar bis 14.04.2027 WDR Online


Unsere Quellen:

  • Verein für Hemeraner Zeitgeschichte e.V. "Geschichte des Stalag VI A"
  • Eberhard Thomas, Verein für Hemeraner Zeitgeschichte e.V.
  • Alexandra Haber, Stadtarchiv Hemer