Cola, Wein: Boykott und Lösungen
Aktuelle Stunde . 28.03.2025. 14:56 Min.. UT. Verfügbar bis 28.03.2027. WDR. Von Yaena Kwon.
Trumps Handelskrieg: Was bringt der individuelle Boykott von US-Waren?
Stand: 28.03.2025, 19:18 Uhr
Nach Kanada gibt es auch bei uns Aufrufe, US-Waren wie Tesla aus Protest gegen Trump zu boykottieren. Was würde das bringen?
Adidas statt Nike, Copenhagen Coffee Lab statt Starbucks, Zalando statt Amazon, Afri-Cola statt Coca Cola, VW statt Tesla: Angesichts der immer aggressiveren Außen- und Wirtschaftspolitik der neuen US-Regierung unter Donald Trump formiert sich weltweit Widerstand.
Den Anfang machten kanadische Konsumenten, als sie als Reaktion auf Strafzölle und sonstige Provokationen des bisher so engen Handelspartners kalifornische Weine und andere Produkte von ihren Einkaufslisten verbannten. In einigen Supermärkten wurden US-Waren sogar ganz aus den Regalen geräumt, andere Händler kennzeichnen die Herkunft ihrer heimischen Produkte mit kleinen Fähnchen.
Hundertausende diskutieren über Kaufverzicht

Proteste in Kanada
Könnte es bald auch bei uns soweit sein? Ähnliche Aktionen gibt es auf jeden Fall bereits in Dänemark - dort vor allem als Reaktion auf Trumps andauernden Provokationen in Sachen Grönland. Dort gibt es mittlerweile eine Supermarkt-Gruppe, die Produkte explizit kennzeichnet, wenn sie aus der EU kommen. Auf der Social Media-Plattform Reddit wächst gleichzeitig das Forum "BuyFromEU" immer weiter. Zurzeit hat es fast 200.000 Mitglieder.
Teil der Aktion ist auch die neue Website "GoEuropean.org", auf der US-amerikanische Marken und Produkte gelistet werden - jeweils mit einer in der EU produzierten Alternative. Das ist auch nötig, denn ein Boykott von US-Waren kann leicht auch Arbeitnehmer und-nehmerinnen in der EU treffen. Zum Beispiel: Das Unternehmen Gilette gehört zwar zum US-Hersteller Procter & Gamble. Dieser produziert seine Rasierklingen aber auch in Berlin. Ähnlich ist es bei McDonald's: ein Großteil der Zutaten in den EU-Filialen kommt aus Deutschland und Europa.
Ökonom: Protest muss auch wahrgenommen werden

Unternehmer und Hassobjekt: Elon Musk
Könnte ein Boykott von US-Waren überhaupt etwas bewirken? Das kommt ganz darauf an, sagt Ökonom Stefan Hoffmann von der Universität Kiel im Gespräch mit dem WDR. Die Frage sei, "wie viele Konsumenten sich beteiligen, wie lange sie sich beteiligen, welche Produktgruppen und Dienstleistungen sie boykottieren und ob diese Veränderung durch die (US-)Regierung überhaupt wahr- und ernst genommen wird". Im Fall Tesla, dessen Chef Elon Musk eine Schlüsselrolle in der neuen US-Administration einnimmt und wohl auch deshalb einen massiven Umsatzeinbruch in Europa erlebt, habe das offenbar gut funktioniert.
Ob sich allerdings die Trump-Regierung von solchen Aktionen beeindrucken lässt, könne derzeit noch niemand wissen, meint Hoffmann. Völlig unrealistisch sei ein Erfolg aber auch nicht. "Es gibt historische Beispiele, bei denen Boykotte Veränderungen herbeigeführt haben." Hoffmann erinnert hierzu an die Anti-Apartheit-Aktionen gegen Südafrika in den 1960-er bis 90-er Jahren und die Nestlé-Kampagne in den 2010-ern.
Viel hänge davon ab, dass ein Boykott von breiten gesellschaftlichen Kreisen getragen werde, so Hoffmann. Die Empörung über immer neue Provokationen der Trump-Regierung sei jetzt noch frisch. "Es wird also stark davon abhängig sein, ob weitere 'Aufreger' passieren und ob die sozialen Medien darüber berichten."
Bundesregierung hält Boykott für kontraproduktiv
Währenddessen rät die Bundesregierung von Boykott-Aktionen dringend ab. "Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir nicht mehr Handelshemmnisse brauchen, sondern weniger", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit vor wenigen Tagen. Vom freien Handel profitierten alle, insbesondere Deutschland, das zu den exportstärksten Nationen der Welt gehöre. Nichtsdestotrotz ist die in Dänemark schon gängige Kennzeichnung von US-Produkten auch in Deutschland angekommen - zumindest informell: Auf der Plattform Reddit verbreiten sich derzeit Fotos von Supermärkten, in denen Pringles-Chips und Heinz-Suppendosen verkehrt herum gestapelt im Regal liegen.
Unsere Quellen:
- Südwestrundfunk
- Go European
- WDR-Gespräch mit Stefan Hoffmann
- Deutsche Presse Agentur
Über dieses Thema berichtet der WDR am 28.03.2025 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde um 18.45 Uhr.