Kollegin getötet: Prozess nach Mord in Behindertenwerkstatt Oberhausen

Stand: 22.10.2024, 14:46 Uhr

Der gewaltsame Tod einer jungen Frau aus Oberhausen beschäftigt seit heute das Duisburger Landgericht. Die 22-Jährige mit geistiger Behinderung war in einer Werkstatt der Lebenshilfe beschäftigt. Ein Kollege soll sie dort im Februar erwürgt haben.

Von Thomas Becker

In Handschellen wird der 27-jährige Angeklagte in den Gerichtssaal in Duisburg geführt. Blass ist er, wirkt schweigsam, in sich gekehrt, er blickt nicht in den voll besetzten Zuschauerraum, sein Verteidiger sagt: "Er macht von seinem Schweigerecht Gebrauch."

Gegenüber sitzen die Eltern von Jasmin, der getöteten jungen Frau, mit ihrer Anwältin. Auch sie schweigsam, konzentriert wirkend. Immer wieder schauen sie zum Angeklagten, den sie heute zum ersten Mal sehen. Sie sind Nebenkläger im Verfahren. Im Interview sagt ihre Anwältin später: "Sie haben viele Fragen. Sie möchten wissen, warum Jasmin getötet worden ist."

Jasmin wurde stundenlang in Oberhausen gesucht

Ende Februar war ihre Tochter seit knapp drei Monaten in der Behindertenwerkstatt im Norden Oberhausens beschäftigt. Sie fuhr selbständig mit dem Bus dorthin, schickte ihrer Mutter Whatsapp-Nachrichten, wenn sie auf dem Heimweg war. Doch am Nachmittag des 27. Februars kam sie nicht mehr zurück und ihr Handy blieb stumm.

Am Abend schlug die Mutter Alarm. Stundenlang suchten Polizeikräfte nach der jungen Frau. Am frühen Morgen fand eine Beamtin ihre Leiche in einem Bambusgebüsch auf dem Werkstattgelände. Im Prozess sagte sie als Zeugin aus: "Sie lag bäuchlings. Es sah aus, als wenn man jemanden notdürftig bedeckt hat."

Anzeichen deuten auf Sexualverbrechen

Die Spuren deuteten auf ein Sexualverbrechen. Zeugen in der Behindertenwerkstatt hatten den Angeklagten und die junge Frau noch in der Mittagspause gemeinsam gesehen. Danach war sie verschwunden. So dauerte es nicht lange, bis die Polizei den Tatverdächtigen festnehmen konnte.

Er soll in der Zeit vor der Tat durch anzügliche Bemerkungen und übergriffiges Verhalten aufgefallen sein. Die Geschäftsführerin der Lebenshilfe Oberhausen betont aber, dass es "keine Anzeichen für eine Gefährdung Dritter" gegeben habe.

Kollegin getötet: Prozess nach Mord in Behindertenwerkstatt Oberhausen WDR Studios NRW 22.10.2024 00:43 Min. Verfügbar bis 22.10.2026 WDR Online

Angeklagter vermindert schuldfähig

Verantworten muss der 27-Jährige sich jetzt wegen heimtückischen Mordes "zur Befriedigung des Geschlechtstriebs". Laut Staatsanwaltschaft hat er eine leichtgradige Intelligenzminderung, zudem eine Verhaltensstörung. Dadurch sei er aber nicht schuldunfähig.

Seine Schuldfähigkeit sei lediglich vermindert, was sich auf das Strafmaß auswirken kann. Untergebracht ist er derzeit in einer psychiatrischen Einrichtung. Das Urteil wird Ende November erwartet.

Unsere Quellen:

  • Reporter im Gerichtssaal