Es schien alles in trockenen Tüchern zu sein. Im Januar verkündete die Stadt, dass das Schauspiel im Herbst 2025 aus seinen angestammten Räumlichkeiten ausziehen müsse. Als Ausweichquartier sei das Schalthaus 101 vorgesehen. Dort sollte das Schauspiel für mindestens zwei Jahre einziehen. Alles klang so, als ob die Stadt diesen Umzug geprüft und für finanziell und zeitlich machbar hält.
Kulturdezernent bestätigt Schwierigkeiten

Das Schalthaus 101: Hier sollte das Schauspiel Dortmund hinziehen
Drei Monate später ist plötzlich alles anders. Nach WDR-Informationen ist der Umzug ins Ausweichquartier gescheitert. Kulturdezernent Jörg Stüdemann bestätigt im Gespräch mit dem WDR, dass die Sanierung zu teuer werden könnte. Außerdem sei unklar, ob der Zeitplan eingehalten werden könne.
Es steht also ein dickes Fragezeichen dahinter, ob das Ausweichquartier rechtzeitig fertig wird. Betroffen ist auch das Kinder- und Jugendtheater, das ebenfalls ins Ausweichquartier umziehen sollte.
Stadt in größter Zeitnot
Ob es Alternativen zum Schalthaus, einem denkmalgeschützten alten Stahlwerk-Gebäude gibt, ist völlig unklar. Der Standort solle innenstadtnah sein, sagt Stüdemann. Mehr will er nicht preisgeben. Es ist nur noch ein Jahr Zeit, um ein neues Quartier zu finden und das auch noch fürs Schauspiel herzurichten.

So soll der Bau der Jungen Bühne zukünftig aussehen
Dass das Schauspiel ausziehen muss, ist unumstößlich. Direkt vor dem Standort am Dortmunder Innenstadt-Wall soll ein architektonisch auffälliger quadratischer Glas-Kubus gebaut werden, in den die Junge Bühne einzieht. Im Gebäude sollen Kinder- und Jugendtheater sowie Junge Oper vereint werden. Es sollen zwei Säle für 140 beziehungsweise 300 Zuschauer entstehen. Die Bauarbeiten daüfr machen den Schauspielbetrieb auf dem Gelände unmöglich.
Kosten explodiert
Dass bisher kein geeignetes Ausweichquartier gefunden wurde, ist nur eines von vielen Problemen beim Bau der Jungen Bühne. Der Stadtrat hatte ursprünglich eine Kostenobergrenze von 32 Millionen Euro beschlossen. Doch obwohl beim Neubau sogar abgespeckt wurde, liegt die aktuelle Kalkulation für die Junge Bühne inzwischen bei über 80 Millionen Euro.

Das Schauspielhaus in Dortmund
Trotz der Probleme hat Kulturdezernent Stüdemann, der gleichzeitig als Kämmerer für die Stadtfinanzen zuständig ist, noch viel hoch fliegendere Pläne. Am liebsten würde er im Zuge der Neubauten auch das Schauspielhaus abreißen. Das steht auf Ruinen aus dem zweiten Weltkrieg und wurde in den 1950er-Jahren eher als Provisorium gebaut. Ein Neubau des Schauspielhauses könnte – nach heutiger Kalkulation – 114 Millionen kosten, eine Sanierung des alten Hauses „nur“ etwa 20 Millionen.
Theater muss wohl über Jahre ausweichen
Dieser Neubau würde aber bedeuten, dass das Schauspielhaus bis mindestens 2033 in einem Ausweichquartier spielen müsste. Die Stadt muss also ein Haus finden, das über viele Jahre genutzt werden könnte. Für das Schauspiel übrigens nichts Neues: Das war wegen Bauarbeiten bereits von 2015 bis 2017 in einer alten Industriehalle, dem „Megastore“ untergebracht.