Premiere in der Lichtburg: Viel Rückenwind für neuen Ruhrpott-Kinofilm
Lokalzeit Ruhr. 30.01.2024. Verfügbar bis 30.01.2026. WDR. Von Stefan Göke.
Premiere in der Lichtburg: Viel Rückenwind für neuen Ruhrpott-Kinofilm
Stand: 31.01.2024, 06:38 Uhr
Dienstagabend war Premiere der neuen Ruhrpott-Komödie "Darf ich das so schreiben?". Das Besondere: Der Film entstand mit kaum Budget, dafür mit viel Herzblut aus der gesamten Region.
Von Daniel Chur
Es sind die Momente, in denen der Mülheimer Filmemacher Alexander Waldhelm immer noch ungläubig den Kopf schüttelt. Da steht er nun im Blitzlichtgewitter auf dem roten Teppich vor der Lichtburg in Essen. Neben ihm diverse Ruhrpott-Bekanntheiten wie Gerburg Jahnke oder Uwe Lyko, alias Herbert Knebel.
In wenigen Minuten ist Premiere. Seine Premiere. "Darf ich das so schreiben?" heißt sein neuer Film. Der dritte schon, nach "Pottkinder - ein Heimatfilm" und "Beziehungen - kein schöner Land". Und wieder einmal ist es ihm gelungen, gefühlt die halbe Stadt Mülheim hinter sich zu bringen und diverse Prominente aus der Region für sein Filmprojekt zu gewinnen.
"Ein 'Low-Budget-Film'", wie der Drehbuchautor und Regisseur betont - so wie alle seine anderen Filme bisher. Immer war Waldhelm auf lokale Unterstützung angewiesen. Immer bekam er sie.
Viele Drehorte im Revier
Gedreht wurde in Mülheim und Duisburg. In der Geschichte geht es um die Erlebnisse eines jungen Lokal-Journalisten bei der Zeitung. Klassische Orte für so eine Story: Fußballplatz, Kaninchenzüchterverein, Rathaus. Überall dort durfte Alexander Waldhelm drehen. Alles Netzwerkarbeit, sagt er.
"Ich bin bei meinen Drehort-Anfragen noch nie auf Widerstand gestoßen, was aber damit zusammenhängt, dass ich in Mülheim sowohl in Sportvereinen als auch in Kulturinitiativen engagiert bin", so der Filmemacher, der mit Augenzwinkern anfügt: "Damit hast du beide 'Mafias' in der Stadt hinter dir!"
Bei den Dreharbeiten: Hauptdarsteller Gedeon Höfer, Kabarettist Uwe Lyko und Alexander Waldhelm (v.l., Reihe vorne) mit Filmteam
Auch in seiner Stammkneipe durfte er drehen: "Für die Kneipe habe ich dann einfach eine Woche lang den Schlüssel gehabt."
Vom Kaninchenzüchterverein bis in den Ratssaal
Einige Szenen für "Darf ich das so schreiben?" sind tatsächlich auch im Ratssaal der Stadt Mülheim entstanden, denn auch die Stadt war dem Projekt gegenüber aufgeschlossen. Einen Kaninchenzüchter fand Waldhelm nach längerer Suche auch. Nebenan in Duisburg.
"Ich erlebe immer wieder, dass Leute mit großem Stolz ihre Orte zu Verfügung stellen und auch mit Stolz zum Beispiel als Statisten mitspielen", berichtet er, "das ist im positivsten Sinne Lokalpatriotismus."
Rene Steinberg, Fritz Eckenga und Kai Magnus Sting "aufm Platz"
Wer den Mülheimer schon einmal erlebt hat, der weiß, wie überzeugend er sein kann, wenn er eine Idee verfolgt. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum Alexander Waldhelm immer wieder Ruhrgebiets-Promis für seine Filme gewinnt: Neben Jahnke und Lyko machten unter anderem auch die Kabarettisten Fritz Eckenga, Rene Steinberg und Kai Magnus Sting mit.
Promis zum Nulltarif
"Ich finde das, was Alex Waldhelm macht, toll", so Kabarettist Volker Pispers, der ebenfalls mitspielt, Dienstagabend auf dem roten Teppich. "Er ist unheimlich engagiert und was er auf die Beine stellt, ohne Geld im Prinzip, ist unterstützenswert!"
Ähnlich lobende Worte kommen von Bühnenkollegin Gerburg Jahnke bei der Premiere: "Das ist immer ein tolles Arbeiten mit Alex. Er ist sehr präzise - das ist schön, aber auch anstrengend", fügt die Oberhausener Kabarettistin lachend an.
"Ich bin einfach dankbar, dass diese Promis mir einen Tag mit ihrer Kunst geschenkt haben", sagt derweil Alexander Waldhelm kurz vor der Premiere. Er freut sich, dass die Lichtburg an diesem Abend voll ist. Mit 1250 Plätzen immerhin Deutschlands größter Kinosaal.
Ruhrpott-Promi-Auflauf bei der Premiere in Essen
"Toll, dass so viele Menschen gekommen sind und die Stimmung so gut ist", findet Waldhelm, "entscheidend ist aber, dass sie das auch nach dem Film ist." Der lange Applaus nach dem Abspann zwei Stunden später dürfte ein Indiz dafür sein.
Premiere in Prestige-Kino
Fördergelder von Filmstiftungen hat Waldhelm nie beantragt. Der Aufwand dafür sei zu groß. Eine Mülheimer Stiftung und diverse lokale Sponsoren unterstützten ihn für seinen Film, an dem insgesamt gut hundert Personen mitgewirkt haben und der als "Low Budget Film" immerhin doch noch einen niedrigen fünfstelligen Betrag kostete.
Dass Alexander Waldhelm nun auch zum dritten Mal in der Essener Lichtburg, dem großen Traditionskino im Ruhrgebiet, Premiere feiern durfte, ist auch etwas Besonderes. Aber auch hier schätzt man seine Arbeit. Nun hofft er auf möglichst viele Kinos, die seinen neuen Film zeigen. Einige Zusagen gibt es bereits aus Duisburg, Hagen, Oberhausen - und natürlich aus Mülheim.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Alexander Waldhelm im Interview