Noch steht auf dem Grundstück im Hammer Westen das Unkraut einen halben Meter hoch. Doch schon in zwei Jahren sollen hier die ersten von 12 Familien einziehen. Wo sie wohnen sollen - in zwei großen weißen Gebäuden mit Flachdach- zeigen Skizzen, Pläne und Plakate, die sich die Projekbeteiligten am Donnerstag Mittag vor Ort anschauen.
Meistens stehen Kinder im Fokus
Unter ihnen ist Hamms Oberbürgermeister Marc Herter, der seine Stadt zur familienfreundlichsten Deutschland machen will und sich über das Projekt freut: "Bei Familienförderung denken wir in erster Linie an Familien, die mit verschiedenen Problemen zu kämpfen haben, weil die Kinder eine körperliche oder geistige Einschränkung haben. Genauso gibt es aber Familien, in denen die Eltern betroffen sind."
Genau für die ist das, laut Stadt und zukünftigem Betreiber in NRW bisher einmalige Projekt gedacht: Eltern, die eine oder mehrere gesitige oder körperliche Behinderungen haben. Sie sollen hier in einer eigenen Wohnung mit ihren Kindern leben können und trotzdem gut betreut sein, erklärt Jennifer Buhla vom Verein "Volle Kraft Menschlichkeit" (vkm) Hamm.
Menschen mit Behinderung ein möglichst eigenständiges Leben ermöglichen
Der "vkm" hat das Projekt initiiert und wird die Menschen in den Wohnungen betreuen, so Buhla: "Aus unserer Sicht ist das einmalig in NRW, weil es kein Wohnheim ist. Hier können die Menschen dauerhaft und sicher in einer eigenen Wohnung leben."
Ambulante Intensivversorgung nennt Buhla das Konzept, den Bewohnern soll so viel Eigenständigkeit wie es nur geht ermöglich werden, gleichzeitig steht ihnen rund um die Uhr eine professionelle Betreuung zur Verfügung, ob durch Kinderkankenschwestern, Sozialarbeiter oder Erzieherinnen. Insgesamt werden 15 neue Stellen geschaffen und im Gebäude eine Dienstwohnung eingerichtet, so dass etwa eine schwangere Bewohnerin sofort Hilfe bekommen kann.
Mit dem Konzept hat sie auch die Stadt Hamm überzeugt, die auf der bisherigen Brachfläche nicht einfach normale Wohnbebauung realisierung wollte. Denn der Standort dort für so ein Projekt sei ideal, sagt Hamms Stadtbaurat Andreas Mentz: "Hier gibt es Läden, einen guten Anschluss an den Nahverkehr, verschiedene Schulen, eine Kita und einen Park, alles fußläufig erreichbar."
Hoher Bedarf
Dass Bedarf bestehe, zeige schon die Vielzahl an Anfragen, sowohl direkt von Betroffenen, als auch vom Jugendamt und dem LWL, die die Kosten für die Betreuung übernehmen werden, sagt Jennifer Buhla.
Wann genau das neue Wohnprojekt an den Start geht ist noch nicht ganz klar, das hängt auch davon ab, wann der Förderantrag beim Land NRW durch ist, sagt Andreas Mentz. Aber die Baugnehmigung soll noch im November kommen und im kommenden Sommer sollen die Bagger anrücken. Die Beteiligten hoffen, dass die ersten Familien Ende 2027 einziehen können.
Quellen:
- Stadt Hamm
- vkm
- Reporter vor Ort