Die schmalblättrige Pflanze namens Wasserpest, Elodea nuttallii, stammt eigentlich aus Kanada. Doch seit einigen Jahrzehnten macht sie sich in Europa breit, auch auf den Ruhrstauseen. Ihre Anwesenheit ist erstmal ein gutes Zeichen, wächst sie doch nur bei guter Wasserqualität.
Aber die Wasserpest sorgt auch für Probleme, bedroht zum Beispiel die Artenvielfalt, weil sie einheimischen Pflanzen Konkurrenz macht. Und sie ist ein Ärgernis für Wassersportler, denn bei guten Bedingungen wuchert sie Seen gewissermaßen zu und wächst bis zur Wasseroberfläche.
Mähboote auch zum Leihen
Damit dennoch Wassersport auf den Seen möglich ist, sind seit Ende Juni die ersten Mähboote auf dem Baldeneysee im Einsatz, etwa die "Nimmersatt", oder auch ein GPS-gesteuertes Boot, das den See in automatisierten Bahnen abfahren kann und die Pflanzen in optimaler Tiefe abschneidet.
Leih-Mähboot auf einem Stausee
Auf dem Kemnader Stausee startet die "Manati" in dieser Woche ihren Einsatz - auch sie ein Boot im Besitz und betrieben vom Ruhrverband. Auf dem Hengstey- und Harkotsee hingen müssen die dort ansässigen Wassersportverein wie in den vergangenen Jahren den Kampf gegen die Wasserpest übernehmen.
Sie können sich die Mähboote vom Ruhrverband ausleihen und Mitglieder mit einem Bootsführerschein können dann zumindest denn Bereich um die Stege freihalten.
Drei Jahre "Ruhe" vor der Wasserpest - nun wieder auf dem Vormarsch
In den vergangenen drei Jahren waren die Bedingungen für die Wasserpest eher mäßig. 2021 zum Beispiel hatte der Ruhrverband mit einem Massenwachstum gerechnet, doch dann hatte das Hochwasser die Pflanzen im Sommer stark geschädigt.
In 2022 sorgte die Blüte der Kieselalge dafür, dass das Wasser so trüb war, das die Wasserpest sich nicht so stark verbreiten konnte, und im vergangenen Jahr hat laut Ruhrverband der hohe Wasserstand in der Ruhr das Wachstum gebremst.
Damals zum Beispiel wurden lediglich zwei Container Mähgut aus dem Baldeneysee geholt. Doch diese limitierenden Faktoren seien in diesem Jahr nicht gegeben, schreibt der Ruhrverband. Deswegen rechnet er wieder mit einem starken Wachstum.
Ruhrverband mäht selbst
Dass der Ruhrverband nur auf dem Kemnader See selber mäht, hat historische Gründe. Der Kemnader Stausee ist erst im Jahr 1979 angelegt worden, und zwar ganz bewusst für Freizeitzwecke als Naherholungsgebiet. Deswegen ist der Ruhrverband dort auch dazu verpflichtet, Wassersport möglich zu machen, etwa durch das Mähen der Wasserpest.
Hengsyte- und Harkortsee hingegen sind in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts für andere Zwecke angelegt worden, etwa um die Ruhr sauber zu halten. Deswegen müssen hier die Wassersportler selber ran, um die Seen frei zu halten von der Wasserpest.
Stadt Essen stellt Mähbootbesatzung auf Baldeneysee
Besonders ist die Situation am größten der Ruhrseen, dem Baldeneysee in Essen. Er wurde 1933 ursprünglich auch nicht als Freizeitgewässer angelegt. Doch weil es dort mittlerweile eine Regattastrecke gibt, übernimmt die Stadt Essen die Personalkosten für die Mähboote.
Der Ruhrverband hatte eigenlich gehofft, in Zukunft auf die teuren Mähboote verzichten zu können und in zwei Forschungsprojekten andere Methoden getestet, die Elodea nuttalli in Schach zu halten. Zum Beispiel durch den Einsatz von Fischen, die die Pflanze gerne fressen, durch Konkurrenzbepflanzungen, das Eggen des Seebodens oder durch Entwurzelung der Pflanzen mit Hilfe von Wasserdruck.
Doch alles erfolglos. Gegen die Wasserpest "ist kein Kraut gewachsen" schreibt deswegen der Ruhrverband - und die Mähboote müssen weiter ihre Runden drehen.
Unsere Quellen:
- Pressemitteilung des Ruhrverbandes
- Interview mit dem Pressesprecher des Ruhrverbandes
Über dieses Thema berichtet der WDR am 08.07.2024 auch im Hörfunk in der Lokalzeit auf WDR 2.