Die Zahlen steigen: allein in Essen waren es im vergangenen Jahr fast 6.000 Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind. In Bochum nahmen die Austritte 2022 um ein Drittel zu.
Im Internet tummeln sich jetzt auch dubiose Anbieter, die sich die Kirchenkrise zunutze machen: Wer aus der Kirche austreten will, muss nämlich einige Wochen - in Essen einige Monate - auf einen Termin bei den Amtsgerichten warten.
Abmeldungen gehen nicht ein
Die Portale werben damit, dass man diese Wartezeit über das Ausfüllen von Formularen im Internet abkürzen könne. 29,90 Euro und nur zwei Minuten Arbeit - dann sei man raus aus der Kirche. Damit wird geworben.
Aber so einfach ist das nicht, denn oft ist das Geld weg, ohne dass etwas passiert ist. "Es ist auch vorgekommen, dass Menschen angerufen haben: Was ist denn mit meinem Kirchenaustritt? Denen mussten wir dann sagen: Hier liegt nichts vor. Die sind davon ausgegangen, dass hier ein Antrag gestellt worden wäre", berichtet Oliver Hoffmann, Direktor am Amtsgericht Bochum.
Online-Unterschrift reicht nicht
Normalerweise gibt es zwei Wege, aus der Kirche auszutreten: über das Amtsgericht, oder einen Notar. Das kann eine Plattform nur dann übernehmen, wenn sie die Identität des Antragstellers beglaubigen kann. Manche arbeiten deswegen mit Notaren zusammen und haben eine digitale Lösung erstellt. Das ist seriös. Eine Online-Unterschrift reicht hingegen nicht. Da könnte das investierte Geld dann weg sein - und man muss doppelt zahlen.
Denn die 29,90 Euro, die bei den dubiosen Online-Portalen anfallen, muss man nämlich zusätzlich zahlen - die Gebühren beim Amtsgericht kommen noch oben drauf. Das steht auf den Internetseiten der Dienstleister zwar auch - aber man muss schon genau hinschauen. Bequemer ist der Weg über den Notar - dann muss man für den Kirchenaustritt nicht selbst zum Amtsgericht - allerdings fallen beim Notar auch extra Gebühren an.
Über dieses Thema haben wir am 09. Januar 2023 im WDR Fernsehen berichtet: Lokalzeit Ruhr, 19:30 Uhr.