Keine Videobeobachtung mehr in Duisburger Einkaufsstraße
Lokalzeit aus Duisburg. 21.03.2025. 02:38 Min.. Verfügbar bis 21.03.2027. WDR. Von Michael Jung.
Keine Videobeobachtung mehr in Duisburger Einkaufsstraße
Stand: 21.03.2025, 19:02 Uhr
Nach sechs Wochen hat die Duisburger Polizei die Videobeobachtung einer Einkaufsstraße beendet. Manche Duisburger sind enttäuscht.
Von Michael Jung
Einbrüche, Überfälle, Vandalismus – die Von-der-Mark-Straße im Duisburger Stadtteil Meiderich war in den vergangenen Monaten regelrecht in Verruf geraten. Anwohner und Geschäftsleute klagten vor allem über Jugendgruppen, die im Viertel für Unruhe sorgten. Manche Ladenbesitzer schlossen ihre Geschäfte sogar vorsorglich bei Einbruch der Dunkelheit.
Die Polizei reagierte mit verstärkter Fahndung, zusätzlichen Streifen und einer mobilen Videobeobachtungsanlage. Der Kameramast auf einem Anhänger war am 4. Februar aufgestellt worden. Nach sechs Wochen sollte Bilanz gezogen werden. Das ist jetzt geschehen.
Nur zwei Vorfälle in sechs Wochen

Laut Polizei hatten die Beamten an den Videomonitoren in der ganzen Zeit lediglich einen Taschendiebstahl und eine Körperverletzung beobachtet. Im zweiten Fall war eine Streife schnell vor Ort und konnte einen Tatverdächtigen ermitteln. "Das reicht für eine Fortsetzung der Videobeobachtung nicht aus", sagt Polizeisprecherin Ronja Baerecke.
Viele Bürger sehen das anders. Zwar habe sich die Kriminalitätslage im Stadtteil schon vor der Videobeobachtung beruhigt. "Aber mit den Kameras habe ich mich sicher gefühlt", erzählt eine Passantin. "Da wusste ich: Wenn was passiert, wird es aufgezeichnet." Und ein Mann fragt sich: "Warum hat die Polizei die Anlage wohl wieder abgebaut?"
Eingriff in Persönlichkeitsrechte
"So eine Videobeobachtung ist immer auch ein Eingriff in Persönlichkeitsrechte", erklärt Polizeisprecherin Ronja Baerecke. Es sei also eine Abwägungssache. Und da die Zahl der Vorfälle zurück gegangen sei, würden eben auch die Kameras wieder entfernt. Bei den verstärkten Polizeistreifen soll es jedoch bleiben.
Die Duisburger Polizei hat mehrfach Erfahrungen mit mobilen Videoanlagen gemacht. Nach einer Schießerei auf dem Altmarkt vor drei Jahren hatte sie dort erstmals einen Kameramast aufgestellt. Dort war jedoch lediglich eine Unfallflucht nach einem Einpark-Rempler aufgeklärt worden.
Der zweite Einsatz geschah zum Jahreswechsel 2024/25 nach mehrfachen Halloween- und Silvesterkrawallen im Stadtteil Hochfeld: Da hatte die Kameraanlage den eingesetzten Beamten erstmals wieder eine ruhige Silvesternacht beschert.
Vor allem Ältere noch verunsichert
Ob in der Einkaufsstraße in Duisburg-Meiderich die Lage auch ohne Kameras entspannt bleibt? Barbara Eickmeyer betreibt mit ihrem Mann ein Hörgeräte-Studio. Sie stellt fest, dass vor allem die ältere Kundschaft noch immer verunsichert sei: "Sie beobachten zwar, dass es ruhiger wird, fragen uns aber immer, ob wir das genauso erleben." Polizeisprecherin Baerecke beruhigt: Wenn nötig, lasse sich die Videobeobachtungsanlage ein zweites Mal aufstellen.
Unsere Quellen:
- Polizei Duisburg
- Interviews mit Passanten
- Reporter vor Ort