Um 9 Uhr 35 heute morgen ist es soweit. Der Count down läuft. "Fünf, vier, drei, zwei, eins" rufen alle Schüler der Gertrud-Bäumer-Realschule. Sie haben sich auf dem Schulhof versammelt und staunen, wie der Helium-Ballon in die Höhe steigt: Fünf Meter pro Sekunde.
Im Schlepp hat er ein zehn Meter langes Seil, daran befestigt ein Schuhkarton großer Styroporkasten, in dem jede Menge Technik steckt: Zwei Kameras, Akkus, ein GPS-Sender und ein Datenlogger. Die Sonde kann so Temperatur, Luftdruck und Fotos auf ihrem Flug direkt an den Physikkurs übermitteln.
"Man denkt ja immer, Physik ist mehr Männersache, aber das stimmt nicht", sagt die 14jährige Melek. "Mir macht das Projekt großen Spaß, weil wir viel selbst tüfteln, bauen und experimentieren dürfen."
Nachwuchs in Naturwissenschaften fördern
15 Stunden haben Neuntklässler im Physikunterricht gemeinsam mit ihrem Physiklehrer Mehmed Dalar an der Sonde getüftelt und gebaut. "Als Mint-Koordinator der Schule versuche ich solche Projekte zu initiieren, damit man sieht, dass Physikunterricht nicht nur aus den Büchern trocken, theoretisch - quasi langweilig ist, sondern auch auf praktischer Ebene unheimlich spannend sein kann. Ich freue mich, wenn die Schülerinnen und Schüler wirklich große Freude haben am Physikunterricht und das ist auch mein Ziel."
Die Neuntklässler mussten zum Beispiel die richtige Heliummenge und den Auftrieb des Ballons berechnen. Sie haben gelernt, warum ein Wetterballon durch Helium Auftrieb bekommt, wie Schwerkraft funktioniert und wo der Weltraum beginnt. Das ist etwa 100 Kilometer entfernt.
Experiment geglückt - Sonde auf der Erde zurück
So hoch hinaus ging es nicht für die Schülersonde, sie war in etwa 35 000 Metern Höhe über der Erde unterwegs. Nach zwei Stunden hatte sich der Ballon so ausgedehnt, dass er geplatzt ist. Die Sonde ist sicher mit einem Fallschirm zur Erde zurückgekehrt. Per GPS hat das Physikteam die Sonde verfolgen und orten können. Sie landete schließlich um 13 Uhr 30 im Arnsberger Wald. Jetzt sind alle am meisten auf das Fotomaterial aus dem Weltall gespannt. Die Bilder und Daten wollen sie in der nächsten Physikstunde auswerten.