Die Raffinerie in Gelsenkirchen-Scholven ist einer der wichtigsten und bekanntesten Industriestandorte im Ruhrgebiet. Wenn überschüssige Gase verbrannt werden, leuchtet eine helle Fackel über dem Gelände und ist kilometerweit zu sehen. Jedes Jahr werden in der Raffinerie zwölf Millionen Tonnen Rohöl weiterverarbeitet. Zu Benzin, Diesel, Heizöl und Produkten für die Chemieindustrie.
Früher gehörte die Raffinerie zur Veba, seit vielen Jahren nun schon zum Mineralölkonzern BP. Noch, denn BP möchte den Standort verkaufen. Ab sofort sucht der Konzern nach einem passenden Käufer für die Ruhr Oel GmbH.
Zu ihr gehören neben zwei Raffineriestandorten in Gelsenkirchen auch das Chemieunternehmen DHC Solvent Chemie in Mülheim und ein Tanklager in Bottrop. Das Ziel: "Noch im Jahr 2025 die entsprechenden Verträge zu schließen", steht in einer Mitteilung.
BP: Raffinerie nicht wettbewerbsfähig
Im März 2024 hatte Arno Appel, der Leiter der Raffinerie, den Standort in Gelsenkirchen "nicht wettbewerbsfähig" genannt: "Wir sind zu komplex und mit strukturell zu hohen Kosten belastet." Die Konsequenz: Im Jahr 2025 sollen rund 230 Stellen in der Raffinerie wegfallen. Außerdem sollen fünf Anlagen stillgelegt werden.
Parallel hat BP in den letzten Jahren viel in die Anlagen in Gelsenkirchen investiert. Unter anderem wurde das Stromnetz erneuert. Die Anlagen werden außerdem so umgerüstet, dass auch CO2-ärmere Treibstoffe verarbeitet werden können.
Stadt Gelsenkirchen mit Sorgen
Jetzt will BP die Raffinerie möglichst schnell loswerden. "In einem sich rasant entwickelnden Energiemarkt wollen und müssen wir uns fokussieren", sagt Patrick Wendeler, Vorstandsvorsitzender von BP in Europa. Bis zum Verkauf soll der Betrieb "in gewohnter Weise" weitergehen.
Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Katrin Welge sagt, dass sie die Entwicklungen bei BP "mit großem Interesse und Sorge zur Kenntnis genommen" hat. Sie erwartet, dass bei der Auswahl des möglichen neuen Besitzers vor allem die Sicherung des Standorts und die Sicherung der Arbeitsplätze im Vordergrund stehen müssen.
"Es geht dabei um den langfristigen Erhalt von über 1500 Industriearbeitsplätzen in Gelsenkirchen", sagt Welge. Und schiebt hinterher, dass der Standort in Gelsenkirchen "hoch attraktiv" ist.
Gewerkschaft kritisiert Verkauf
Kritik kommt von der Gewerkschaft IGBCE. "Für die Beschäftigten, aber auch für die Stadt und die gesamte Region ist das keine gute Nachricht", sagt der Leiter des Gewerkschaftsbezierks Gelsenkirchen, Thomas Steinberg. Er spricht von großer Unsicherheit. Die Gewerkschaft will sich für den Erhalt der Arbeitsplätze einsetzen.
Unsere Quellen:
- BP Europa SE
- Stadt Gelsenkirchen
- Gewerkschaft IGBCE