Bis 2020 hat der angeklagte Pfleger Ulrich S. in Köln bei den Städtischen Kliniken Köln-Merheim gearbeitet. Danach wechselte er zum Rhein-Maas-Klinikum nach Würselen. Vor Gericht wird an diesem Montag deutlich: Auch in Köln fiel der heute 44-Jährige auf.
Er sei sehr grob zu Patienten gewesen. Habe schlecht über sie gesprochen und gesagt, dass er ihnen "den Tod wünsche", erinnert sich eine Krankenschwester. Sie hatte im Sommer 2019 – als Pflegeschülerin – einen Beschwerdebrief über Ulrich S. an die Pflegedienstleitung geschrieben.
Unerlaubt Schlafmittel verabreicht
Ulrich S. sei bisweilen menschenverachtend gewesen, führen weitere Zeugen aus. Eine Zeugin zitiert den Angeklagten: "Dann gibt man denen etwas zum Abschießen, dann klingeln die nicht so oft." Ulrich S. sei genervt gewesen von den Patienten. Er habe häufig Schlafmittel verabreicht, obwohl das mit keinem Arzt abgesprochen gewesen sei.
Würselener Mordprozess: Kölner Ex-Kollegen belasten Angeklagten. WDR Studios NRW. 01.04.2025. 00:49 Min.. Verfügbar bis 01.04.2027. WDR Online.
Im Juni 2020 trennten sich die Kölner Kliniken von dem Krankenpfleger. Obwohl man von seinem Fehlverhalten wusste, wurde ihm ein wohlwollendes Abschlusszeugnis ausgestellt. Er verfüge unter anderem über eine "große Einsatzfreude" und "schnelle Auffassungsgabe". Er sei "in hohem Maße zuverlässig". Ulrich S. wechselte auf die Palliativstation des Rhein-Maas-Klinikums in Würselen.
Gutachten kritisiert Vorgesetzte
Matthias Thöns, Palliativmediziner und Gutachter in dem Prozess vor dem Landgericht Aachen kritisiert auch die Vorgesetzten. Vor allem der häufige Einsatz des Beruhigungsmittel Midazolam hätte auffallen müssen. Das werde eigentlich nur in Extremsituationen eingesetzt, erklärte der 58 Jahre alte Mediziner aus Witten.
Das hätte den Vorgesetzten und Chefärzten auffallen müssen. Matthias Thöns, Gutachter
Zwischen Januar und Mai 2024 wurden alleine für die Palliativstation in Würselen 260 Ampullen Midazolam bestellt. Dafür gibt es eigentlich keine medizinische Notwendigkeit, sagte Thöns. Außerdem sei die Sterberate auf der Würselener Station deutlich höher gewesen als im Landes-Durchschnitt. "Das hätte den Vorgesetzten und Chefärzten auffallen müssen", so das Resümee des Gutachters.
Anklage wegen neunfachen Mordes und 34-fachen versuchten Mordes
Der Prozess um den 44 Jahre alten Pfleger ist wohl eine der umfangreichsten Mordserien in der deutschen Kriminalgeschichte. Er ist wegen neunfachen Mordes und 34-fachen versuchten Mordes angeklagt. Er soll die Taten zwischen Dezember 2023 und Mai 2024 begangen haben. Die Anklageschrift geht in allen Fällen von niederen Beweggründen aus.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Gerichtssprecherin des Landgerichts Aachen
- Matthias Thöns, Palliativmediziner und Gutachter