Porträt von Rashid Ananie

Geplatzter Profi-Traum: Rashid Ananie ist jetzt Jugendtrainer

Stand: 09.08.2023, 06:00 Uhr

Mit 15 Jahren kommt Rashid Ananie aus Togo nach Deutschland, um Fußballprofi zu werden. Der Traum platzt. Er schämt sich vor seiner Familie in Afrika. Heute ist er Jugendtrainer bei Fortuna Köln.

Von Markus Kery

Auf dem Fußballplatz von Fortuna Köln am Südstadion könnte die Stimmung unter den Nachwuchskickern nicht besser sein. Jugendcoach Rashid Ananie hat ein Trainingsspiel gegen sein Team verloren und muss nun ein beliebtes Fußballer-Ritual über sich ergehen lassen.

Er steht mit dem Rücken zu seinen Kickern auf der Linie und wartet darauf, dass die Jungs mit dem Ball aus 11 Meter Entfernung seinen Allerwertesten treffen.

Rashid Ananie mit Kindern auf dem Fußballplatz

Rashid Ananie mit Kindern auf dem Fußballplatz

Eine große Freude für seine Spieler. Rashid Ananie nimmt es mit Humor: "Das Wichtigste ist es für mich, die Kinder mit Spaß zu beschäftigen, damit sie sich entwickeln können, ohne dass sie merken, dass sie besser werden. Unsere Aufgabe ist es nicht Raketen zu machen, sondern durch Fußball Werte zu vermitteln."

Nach drei Jahren platzt sein Profi-Traum

Rashid Ananie ist 28 Jahre alt und doch schon ein Jahrzehnt lang als Trainer aktiv. Bei Fortuna Köln coacht er mittlerweile auch andere Trainer und ist immer mit Leidenschaft bei der Sache. Fußballtrainer ist heute seine Berufung. Doch eigentlich hatte er andere Ziele. Seit 2010 lebt Rashid Ananie in Köln.

Aufgewachsen ist er im westafrikanischen Togo. Seine Mutter zieht ihn weitgehend allein groß. Sein Traum als Junge: In Europa Fußballprofi werden. Als 15-Jähriger verlässt er seine Heimat und reist ohne Begleitung nach Deutschland. In Köln leben damals seine beiden älteren Geschwister. Rashid Ananie zieht zu ihnen. Er lernt Deutsch und schließt sich damals der 1. Kölner Fußballschule an.

Rashid hofft auf den Sprung ins Profilager. Schnell wird ihm klar, dass es fußballerisch für die ganz großen Ligen nicht reicht. Dazu zieht er sich einen doppelten Kreuzbandriss zu. Mit 18 zerplatzt sein großer Traum.

"Viele Afrikaner, die in Europa oder hier in Deutschland leben, haben eine Last zu tragen. Man hat eine riesengroße Familie, die zuhause sitzt und wartet. Festzustellen, dass ich diese Erwartungen nicht erfüllen kann, war für mich sehr schwierig zu verkraften", erzählt Rashid Ananie.               

Hilfe für obdachlose Kinder in Togo

Rashid Ananie entschließt sich damals in Deutschland zu bleiben. Er macht ein Praktikum bei seinem Verein, lässt sich zum Trainer ausbilden und findet seine Berufung im Nachwuchsbereich. Zusammen mit seiner Partnerin Kira und Freunden hat er außerdem den Verein Visionset gegründet.

Rashid Ananie und seine Partnerin Kira Much stehen im Park

Rashid Ananie und seine Partnerin Kira Much

Ihr Bildungs- und Sportprojekt ist noch im Aufbau und soll obdachlosen Kindern in Togo ein neues Zuhause und Perspektiven geben.

Mit 15 träumte Rashid Ananie vom Leben als reicher Fußballstar. Mit 28 sieht er das Leben anders: "Geld ist wichtig, keine Frage. Was aber nachhaltig und wirklich gesünder ist, wenn man ein gutes Gefühl bei der Sache hat." Er ist Jugendtrainer und Brückenbauer. Raschid Ananie hat seine Berufung gefunden.

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