Gewitter, Starkregen und Sturmböen sind in der Nacht über NRW gezogen. Amtliche Unwetterwarnungen wurden für verschiedene Teile NRWs herausgegeben. Am frühen Sonntagmorgen sind die Gewitter nach Niedersachsen abgezogen.
Vor großen Niederschlagsmengen von bis zu 50 Litern pro Quadratmeter und heftigen Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 85 km/h und 100 km/h hatte der Deutsche Wetterdienst gewarnt. An mehreren Orten liefen Keller voll, es gab einige Aquaplaning-Unfälle, Blitzeinschläge verursachten mehrere Brände.
Ortschaft Wüsten in Bad Salzuflen besonders betroffen
Besonders schwer getroffen hatte es Bad Salzuflen im Kreis Lippe. Im Ortsteil Wüsten rückten 130 Einsatzkräfte über Stunden zu mehr als 50 Einsätzen aus. Die Ortschaft wurde gegen 3 Uhr nachts von einer Gewitterzelle erreicht. Gullydeckel wurden hochgedrückt, Straßen und Keller überflutet und Gegenstände mitgerissen - das Wasser stand bis zu 80 Zentimeter hoch.
Zeitweise war der Ort abgeschnitten, weil die Zufahrtswege überspült worden waren. In der Nacht mussten einige Anwohner aus ihren Häusern gerettet werden, weil diese vom Wasser eingeschlossen waren. Auch die Orte Ehren-Breden und Retzen waren betroffen.
Die Stromversorgung wurde wegen des vielen Wassers zeitweise unterbrochen. In einem Keller dehnten sich Holzpellets so aus, dass Risse in der Fassade entstanden. Die Masse musste durch ein Spezialfahrzeug abgesaugt werden. In zwei Häusern waren Menschen vom Wasser eingeschlossen und mussten befreit werden. In Wüsten soll es laut Feuerwehr eins der heftigsten Unwetter der vergangenen Jahrzehnte gewesen sein.
Mehr als 1.000 Blitzeinschläge pro Minute
Im westlichen Ruhrgebiet, beispielsweise in Essen, gab es bereits im Verlauf des Abends mehrere Blitzeinschläge. In Dortmund, wo die deutsche Nationalmannschaft ihr EM-Spiel gegen Dänemark bestritt, musste das Spiel für 20 Minuten unterbrochen werden. Das Public Viewing im Westfalenpark wurde ganz abgebrochen.
Brände durch Blitzeinschläge
In Oberhausen, Herford und Schloß Holte-Stukenbrock kam es durch Blitzeinschläge zu Bränden in Wohnhäusern. Verletzt wurde nach derzeitigem Kenntnisstand dabei niemand. Auch in Hennef im Rhein-Sieg-Kreis musste die Feuerwehr zu vom Sturm verursachten Hindernissen auf den Straßen ausrücken. Dort gab es auch einen größeren Brand auf einem Firmengelände. Unklar war dabei, ob das Feuer durch einen Blitzeinschlag ausgelöst worden war. Eine Person sei ins Krankenhaus gekommen, teilte ein Feuerwehrsprecher mit.
Feuerwehreinsatz nach Blitzeinschlag in Herford
In den ostwestfälischen Kreis Höxter und Minden-Lübbecke gab es vereinzelt Einsätze, weil Regenwasser in Keller eingedrungen war, wie es hieß. Das Unwetter war Teil eines Gewitterclusters aus Frankreich. Es zog vom Niederrhein übers Siegerland bis nach Hessen und Niedersachsen. Mit mehr als 1.000 Blitzen pro Minute war es sehr intensiv.
Autounfälle durch Aquaplaning
Die Regenmengen überraschten offenbar auch einige Autofahrer. Auf der Bielefelder Stadtautobahn sowie auf der A33 im Kreis Gütersloh kam es zu Autounfällen durch Aqua-Planing. Berichte über Verletzte gab es auch hier zunächst nicht.
In Münster fiel ein Baum auf die Oberleitung der Bahnstrecke Richtung Coesfeld. Auch im Hochsauerlandkreis hatten die Helfer Einsätze wegen eines überfluteten Tunnels und mehrerer umgestürzter Bäume.
Vollgelaufene Keller sorgten für Feuerwehreinsätze
Die Feuerwehren waren die Nacht über im Großeinsatz. Regenmengen um die 30 Liter pro Quadratmeter konnten zum Beispiel in Gevelsberg, Bad Berleburg oder Coesfeld gemessen werden. In Schloss Holte-Stukenbrock fielen 36 Liter pro Quadratmeter in der Stunde. Dort und auch in anderen Orten musste die Feuerwehr Wasser aus Kellern pumpen.
Eine gute Nachricht aus Detmold-Klüt: Nachdem der Ort im letzten Jahr gleich zweifach durch extreme Regenfällen überflutet wurde, wurden dort gestern vorsorglich Sandsäcke verteilt. Die haben offenbar geholfen: Der Ort wurde nicht noch ein drittes Mal überflutet.
Es bleibt durchmischt
Am Sonntag ziehen immer wieder Schauer oder Regen durch, Gewitter sind aber nur noch selten dabei. Im Tagesverlauf gibt es auch schon mal trockene, aufgelockerte Phasen mit etwas Sonnenschein - bei deutlich kühleren Temperaturen als zuletzt.
Die neue Woche wird wechselhaft, ab und zu mit Regen, der auch mal kräftig sein kann - bei maximal 21 Grad. Die Nächte werden kühl, besonders die Nacht zu Dienstag mit neun Grad, im Bergland nur sieben Grad. Bis Mitte Juli, so die vorläufige Prognose des Deutschen Wetterdienstes, komme der Sommer weiterhin nicht in Fahrt.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR-Wetter