Die Kirchliche Hochschule in Wuppertal ist eine bedeutende Ausbildungsstätte für evangelische Pfarrerrinnen und Pfarrer in Deutschland, gegründet im Jahr 1935, zwischenzeitlich von den Nazis verboten.
Nach vielen Umstrukturierungen firmiert sie heute als Kirchliche Hochschule Wuppertal/Bethel (Hochschule für Kirche und Diakonie) mit Sitz in Wuppertal. Doch wegen Geldmangels könnte sie bald schließen. Erstmals gibt es eine Sondersynode der evangelischen Kirche im Rheinland, die sich von morgen an mit vier möglichen Varianten über die Zukunft der KiHo befasst.
Immer weniger Studierende
Mehr als vier Millionen Euro kostet der Betrieb im Jahr, dabei gibt es immer weniger Studierende.
Viele der angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer wohnen auch auf dem so genannten "Heiligen Berg" in Wuppertal, lernen in den Hörsälen und nutzen die Bibliothek für ihre Forschungen.
Alexander Ernst ist Prorektor und seit fast 30 Jahren Dozent für Hebräisch. Eine Sondersynode allein zur Zukunft der KiHo erfüllt ihn und die anderen mit Sorge.
Vier Zukunfts-Varianten
Vier Möglichkeiten liegen bei der Versammlung der evangelischen Kirche im Rheinland auf dem Tisch:
- Die Kirchliche Hochschule bleibt, wie sie ist
- Die KiHo wird schnellstmöglich geschlossen
- Der Standort auf dem Heiligen Berg wird geschlossen, einige Studiengänge übernimmt die Bergische Uni in Wuppertal
- oder die KiHo wird zu einem "Theologischen Bildungscampus", die Kirche reduziert nach und nach ihre Zuschüsse
Alexander Ernst spricht sich für den Bildungscampus aus. Auch wenn das hieße: nur noch die Hälfte des Geldes, weniger Forschung und Lehre, dafür mehr Weiterbildung für Ehrenamtliche. "Zunächst ist die Option vier eine Option, die bedeutet, Vertrautes aufzugeben. Das alte Modell der KiHo, der Campus mit dem Wohnheim, das würde aufgegeben, das heißt aber auch, die Chance einer Transformation, die sich den Herausforderungen stellt."
Herausforderungen
Und die Herausforderungen sind riesig: Weniger Einnahmen, sinkende Studentenzahlen. Darauf muss die evangelische Kirche im Rheinland dringend reagieren. Auch wenn der Präses gern an diesem besonderen Wuppertaler Standort festhalten würde.
"Wir müssen dabei über Zukunftsfragen des Protestantismus reden, wir brauchen eine gute theologische Ausbildung, junge Menschen, die sprachfähig ihren Glauben weitergeben können, und wir müssen es zugleich tun im Kontext unserer finanziellen Möglichkeiten. Wir haben weniger finanzielle Mittel, und wir müssen schauen, wie wir die sinnvoll einsetzen können."
Eine Sorge, die gerade alle Dozenten und Studierenden der Kirchlichen Hochschule beschäftigt: Wenn die evangelische Kirche im Rheinland keine eigene Ausbildungsstätte mehr hat für Pfarrerinnen und Pfarrer, wo kommen diese dann her?
Appelle für den Erhalt
Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh aus Wuppertal forderte den Erhalt der Hochschule. "Gerade angesichts der polarisierten Debatten, kulturellen Konflikte und gesellschaftlichen Spaltungen brauchen wir fundierte religiöse Bildung auf der Höhe der Zeit“, betonte er. Der Politiker appellierte an die Synodalen und Präses Thorsten Latzel, der KiHo "eine echte Chance zu geben“ und Zeit für die Ausarbeitung eines Konzepts zur Weiterentwicklung einzuräumen.
Auch der Bonner Theologieprofessor Andreas Obermann warnte vor einer Schließung. Sollte es zu diesem Schritt kommen, wäre das ein "fatales Signal in einer Zeit, in der theologische Fakultäten finanziell wie auch inhaltlich alles andere als gesichert sind“, erklärte der Direktor des Bonner evangelischen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik.
Unsere Quellen:
- Kirchliche Hochschule Wuppertal
- Reporter vor Ort
- Evangelischer Pressedienst