Viele Tierheime in Nordrhein-Westfalen sind überfüllt. Und oft sind es die älteren Hunde, für die sich kaum jemand interessiert. Mehr Städte und Gemeinden in NRW erlassen nun die Hundesteuer, wenn jemand einen Tierheim-Hund adoptiert, der acht Jahre oder älter ist. Im Rhein-Sieg-Kreis haben die Stadt Troisdorf und die Gemeinde Eitorf nun diese Steuerbefreiung beschlossen. Sie gilt lebenslang für Senioren-Hunde aus dem Tierheim Troisdorf, das für die meisten Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis zuständig ist.
"Shila" sucht ein Zuhause
Helga Berben ist die Vorsitzende des Tierschutzvereins für den Rhein-Sieg-Kreis. Im Troisdorfer Tierheim führt sie ihr Sorgenkind in ein Auslauf-Gehege. Die Mischlings-Hündin "Shila" kam ins Tierheim, nachdem ihre Besitzerin gestorben ist. "Shila ist 11 Jahre alt", erzählt Helga Berben. "Für die Vermittlung ist das ein ganz schwieriges Alter. Die Senioren-Hunde haben ihre Wehwechen, so wie wir ja auch." Und da scheuen viele Interessierte zurück, oft allein wegen der möglicherweise hohen Tierarztkosten. "Wir hoffen sehr, dass die Steuerbefreiung in Troisdorf und Eitorf mehr Menschen bewegt, sich trotzdem für ältere Hunde zu interessieren", sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins.
Initiative aus der Politik
In Troisdorf gilt bereits seit Jahren eine Steuerbefreiung für alle Tierheimhunde, allerdings begrenzt auf drei Jahre. Die lebenslange Steuerbefreiung für alte Hunde aus dem Tierheim kam Anfang Juni hinzu. Sie gilt sogar rückwirkend für alle, die betagte Hunde dieses Jahr aufgenommen haben. Die einzige Ausnahme: So genannte Listenhunde, also als gefährlich eingestufte Rassen, müssen erst einen Wesenstest absolvieren. Dabei prüfen Experten und Expertinnen, ob der Hund auch in Krisensituationen gelassen bleibt und nicht beißt.
Die Eitorfer CDU-Ratsfrau Stefanie Schönenberg-Klein hörte davon - und regte in ihrer Gemeinde sofort zur Nachahmung an. Mit Erfolg - und noch mehr, wie sie betont: "Wir haben die Auflage für den Wesenstest bei gefährlichen Rassen in Eitorf nicht übernommen. Da gilt auch für alte Listenhunde: Keine Hundesteuer, lebenslang., auch ohne Wesenstest."
Stefanie Schönenberg-Klein ist selbst Tierschützerin und hat bereits zum zweiten mal einen Hund aus dem Troisdorfer Tierheim adoptiert. Er heißt Gismo und ist neun Jahre alt, kein einfacher Hund. Er muss einen Maulkorb tragen, weil er in für ihn stressigen Situationen zubeißen könnte. Von der Steuerbefreiung in ihrer Heimatgemeinde Eitorf hat die Ratsfrau aber keinen persönlichen Vorteil. Gismo lebt schon mehr als ein Jahr bei ihr, und rückwirkend gilt die Regelung dort nicht.
Gronau als Positiv-Beispiel
Zu den Vorreitern bei der Hundesteuer-Befreiung gehört die westfälische Stadt Gronau. Dort werden bereits seit dem Jahr 2021 Adoptanten und Adoptantinnen älterer Tierheimhunde nicht mehr zur Kasse gebeten. Seitdem kamen einige NRW-Kommunen hinzu, zum Beispiel die Stadt Aachen. Auch in anderen Kommunen und Kreisen wie Heinsberg oder Coesfeld wird das Thema diskutiert.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort