Sibylle Vogt steht im Führring und beobachtet die Pferde.

So erlebt eine Jockey das erste Pferderennen des Jahres in Köln

Stand: 30.03.2025, 17:35 Uhr

In Köln startet die Rennsaison. Sibylle Vogt reitet im ersten Rennen des Jahres und zeigt, wie sie sich vorbereitet.

Von Autorenbild Andreas PalikAndreas Palik

Weiße Hose, schwarze Schuhe und den Sattel unter dem linken Arm: Das alles muss besonders leicht sein, damit die Jockey* Sibylle Vogt für die Pferde nicht zu schwer ist. Die Waage zeigt 53,9 Kilogramm. Damit ist sie heute aber zu leicht: "Für dieses Rennen muss ich 60 Kilo wiegen. Deswegen habe ich so eine Bleidecke, damit ich genau das Gewicht auf die Waage bringen."

Sibylle Vogt sitzt auf einer Wage auf der Kölner Galopprennbahn.

Jeder Jockey muss sich vor dem Rennen wiegen. So wird geprüft, ob sie das richtige Gewicht für die Pferde haben.

Sie reitet heute im ersten Rennen die Stute Sorceress aus dem Gestüt Schlenderhan. Letztes Jahr war sie eins der besten Pferde. Das zusätzliche Gewicht soll das Rennen fairer machen: "Weil sie letztes Jahr gewonnen hat, hat sie für dieses Rennen am meisten Gewicht. Dadurch wird sie natürlich langsamer. So sollen die anderen eine bessere Chance haben."

Bis zu 400 Rennen in einem Jahr

Nach dem Wiegen hat Sybille Vogt kurz Zeit. Sie überprüft noch mal ihren Sattel. Dann macht sie sich fertig, setzt ihren Helm auf und nimmt ihre Peitsche. Danach geht sie zum Führring. Dort können sich die Zuschauer die Pferde anschauen, um besser zu entscheiden, auf welches sie wetten wollen. Sybille Vogt ist das vergangene Wochenende 30 Jahre alt geworden. Seit 15 Jahren reitet sie schon - also ziemlich genau ihr halbes Leben. Allein in dieser Saison hat sie zwischen 300 und 400 Rennen in Deutschland und im Ausland.

Sibylle Vogt steht in der Umkleide der Jockey.

Nach dem Wiegen hat Sibylle Vogt noch ein paar Minuten Zeit, um ihr Dress richtig anzuziehen und zu pürfen, ob alle Schnallen am Sattel richtig sitzen.

Sie steht mit dem Trainer und dem Besitzer von Sorceress zusammen. Jockeys reiten nicht ihre eignen Pferde, sondern werden für andere Pferde gebucht. Sie schaut kurz nach oben in den Himmel und dann wieder in die Runde. Auf ihrem Dress - so heißen die bunten Trikots, die den Rennstall präsentieren - bilden sich dunkle Punkte. Es fängt an zu regnen. Kein Grund, um nervös zu werden: "Da werden die Karten neu gemischt, weil natürlich nicht jedes Pferd den nassen weichen Boden mag. Das macht das Ganze natürlich einen Ticken spannender."

1.600 Meter in knapp zwei Minuten

Die Glocke läutet. Das ist das Zeichen für die Jockeys auf ihre Pferde zu steigen. Auch wenn ihr Pferd die Nummer 1 hat, steigt Sibylle Vogt als letzte auf. Dann reiten alle in einer Reihe zur Aufstellung auf der Bahn. Als die Pferde die Bahn erreichen, hört der Regen auf und die Sonne kommt raus. Für Sybille Vogt die besten Voraussetzungen für einen Sieg: "Ich liebe es in der Sonne zu reiten!"

Und dann geht das erste Rennen in diesem Jahr los. Die Klapptüren der Startbox öffnen sich. 1.600 Meter liegen vor Sybille Vogt und den anderen acht Reitern. Der spannendste Moment für sie ist, wenn es in den Zielbogen geht. Dann ist das Ziel schon in Sicht.

Sibylle Voft auf der Kölner Galopprennbahn.

Die Perspektive trügt, aber Sibylle Vogt holt sich noch den zweiten Platz. Der Sieger hatte einen deutlichen Vorsprung und ist bereits aus dem Bild gelaufen.

Auf den letzten Metern ist es nicht nur ein sprichwörtliches Kopf-an-Kopf-Rennen. Das erste Pferd ist bereits durch das Ziel gelaufen. Mit einer Nasenlänge Abstand kann sie sich aber noch den zweiten Platz sichern. "Der Drittplatzierte hat es mir nicht leicht gemacht. Wir haben alles gegeben und dann freut man sich, wenn man vorne ist. Die Hauptsache ist aber, wir sind gesund und unfallfrei durchgekommen."

Kölns 128. Rennsaison ist gestartet

Das Reiten auf der Kölner Rennbahn ist für die gebürtige Schweizerin etwas besonderes: "Die Kölner Galopprennbahn hat einen historischen Charme. Und Köln ist natürlich das Herz des deutschen Rennsports." Und sie ist auch eine der ältesten Rennbahnen. Seit 1898 finden hier Pferderennen statt.

Saisonstart im Galopp

WDR Studios NRW 28.03.2025 00:30 Min. Verfügbar bis 30.03.2027 WDR Online


Sibylle Vogt auf dem Pferd nach dem Rennen.

Ganz schön anstrengend: Auch wenn es im ersten Rennen nicht mit dem ersten Platz geklappt hat, sie stolz auf sich und ihre Stute.

Auch wenn es nicht direkt mit dem Sieg geklappt hat: Sibylle Vogt hat diese Saison noch viele weitere Chancen, sich weitere Siege auf der Galopprennbahn in Köln-Weidenpesch zu holen.

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Kölner Renn-Verein

*Laut Duden ist die weibliche Form von Jockey "Jockette". Die ist aber weder unter den weiblichen noch unter den männlichen Kolleginnen und Kollegen gebräuchlich. Sibylle Vogt sagt dazu: "Wir müssen gleich viel leisten, also heißen wir auch Jockey und nicht Jockette!"

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