Der ehemalige NRW-Ministgerpräsident Armin Laschet und die Aachener SPD-Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie, dazu der Vorstandssprecher der Karlspreis-Stiftung, die Leiterin eines Bonner Politik-Instituts und ein stadtbekannter, mittelständischer Bäcker – das sind die Mitglieder des Wertebeirates von Alemannia Aachen. Sie sollen, so der Aufsichtsratsvorsitzende Marcel Moberz, helfen, "dass Alemannia Aachen die Rolle in der Stadt und der Gesellschaft einnimmt, die der Verein einnehmen muss und auch verdient, einzunehmen".
Nicht immer deutlich in der Vergangenheit
Diese Rolle war in der Vergangenheit nicht immer unumstritten. Medienberichte über Alemannia-Hooligans mit sowohl Kontakten zur rechten Szene als auch zu Spitzenvertretern des Clubs machten im Frühjahr bundesweit Schlagzeilen. Als in Aachen Ende Januar 20.000 Menschen unter dem Motto "Wir sind Aachen, Nazis sind es nicht" auf die Straße gingen, gab der damalige Viertligist den Veranstaltern einen Korb. "An der Spaltung der Gesellschaft wollen wir ausdrücklich nicht teilnehmen", so die schriftliche Begründung.
Aktionen gegen Rassismus und Extremismus
Das Echo war nicht nur im Dreiländereck derart desaströs, dass die Verantwortlichen umgehend zurückruderten und gleich mehrere Aktionen gegen Rassismus und Extremismus starteten. Auch jetzt betont der Aufsichtsrat des Drittliga-Aufsteigers die Werte Vielfalt, Toleranz, Respekt und Verantwortung, die alle Vereinsmitglieder, alle Ehrenamtler, alle Aktiven von den Jugendmannschaften aufwärts täglich lebten.
Vielfalt und Toleranz werden betont
Der neue Beirat soll, so der Verein, diese Werte "noch stärker in der Stadt, in der Region und darüber hinaus“ nach außen tragen. Dass ihm gleich zwei Redner der Kundgebung vom Januar angehören, spricht dafür, dass es sich dabei um mehr handelt als ein Feigenblatt: Armin Laschet, ehemals NRW-Ministerpräsident, und die SPD-Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie.
Unabhängige Meldestelle
"Dass der Verein kritische Stimmen nicht nur hören will, sondern aktiv zur Mitarbeit einlädt, macht mich zuversichtlich“, sagt Rhie telefonisch dem WDR. Sie hofft, dass der Beirat sich jetzt regelmäßig trifft und konstruktiv arbeitet. Dazu könne ebenfalls eine vom Verein unabhängige Meldestelle beitragen, die Alemannia Mitte Dezember einrichten will. Hier können rassistische oder extremistische Vorfälle auch anonym berichtet werden.
Bewährungsprobe steht noch aus
Eine Geschäftsordnung, eine klare Arbeitsstruktur oder gar die Möglichkeit, Sanktionen bei Verstößen gegen Alemannias Ehrenkodex auszusprechen, hat der neue Wertebeirat allerdings noch nicht. Seine wirkliche Bewährungsprobe steht also noch aus – das Zeichen aber ist gesetzt.
Unsere Quellen:
- Alemannia Aachen
- Ye-One Rhie, SPD-Bundestagsabgeordnete